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KIK Fotos und Berichte
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8. Sept. 2012
Vernissage
Bilder vom Karner von St. Othmar:
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Begrüßung durch Doris Reiser:
Ich freue mich sehr, dass Sie unserer Einladung zur
Eröffnung der 14. Ausstellung im Mödlinger Karner gefolgt sind!
Mit
einer Intrada hat uns Joe Hofbauer mit seinen Kollegen von der
Beethoven-Musikschule begrüßt. Diese typische Kirchenmusik des 17. Jhds
hat uns auch schon mitten in das diesjährige Thema der KUNST im
KARNER-Ausstellung geführt: Kirchen und Sakralbauten im weiteren Sinn
sollen diesmal im Mittelpunkt stehen und da man Kirchen schlecht
verpflanzen und ausstellen kann, ist das Ausstellungskonzept diesmal ein
anderes: Modelle, Fotos und Pläne von 5 ausgesuchten Kirchen werden
gezeigt, Vorträge zu allgemeinen und besonderen Fragestellungen werden
wie gehabt im Karner stattfinden, die Sakralräume selbst können aber nur
in Exkursionen und Führungen erkundet werden, die ebenfalls im
umfangreichen Programm angeboten werden.
Bereits von Beginn an hat sich der Mensch für seine religiösen
Handlungen eigene Räume gesucht oder geschaffen, die anders waren als
sein normaler Lebensraum. Noch heute kann man das nachvollziehen, wenn
man die steinzeitlichen Kultstätten in Höhlen oder Felsnischen aufsucht
und fasziniert wird von der besonderen Atmosphäre, die einen dort
umfängt. Später, als gebaute Kultstätten wie Tempel oder Kirchen der
Religionsausübung dienten, wurden diese immer an besonderen und
ausgesuchten Orten errichtet, die auch nach vielen Jahrhunderten nichts
von ihrer Ausstrahlung verloren haben. Doch nicht nur der Ort war
ausschlaggebend, auch das Bauwerk selbst war immer anders als die
profanen Bauten der jeweiligen Zeit, wobei nicht nur die Größe als
Besonderheit zu verzeichnen war. Diese Bauwerke waren ja früher meist
nicht als Versammlungsraum einer Gemeinde gedacht, sondern nur für
ausgesuchte Menschen, die als Vermittler zwischen Gott und den Menschen
tätig waren.
Egal, ob für einen oder mehrere Personen konzipiert, mussten diese
Räume, diese Architektur bei diesem Brückenschlag helfen, ihre
Atmosphäre und ihr Raumgefühl musste die Kontaktaufnahme von Menschen
mit ihrem Gott unterstützen, ihre liturgischen Handlungen begleiten und
aufnehmen. Dazu waren immer besondere bauliche Voraussetzungen
notwendig. Ob und wie weit diese Räume „Heilige Räume“ waren und vor
allem sind, ist nun eine weitere Frage, die wir uns in diesem
Zusammenhang stellen wollen.
Wie viele der anwesenden Besucher hier am Kirchenplatz von St. Othmar
bereits wissen, beschäftigt sich die Ausstellungsreihe KUNST im KARNER
immer mit dem Bezug von Kunst und Religion, und zwar im Speziellen von
Moderner, also Zeitgenössischer Kunst und religiösen , christlichen
Fragestellungen.
Nun werden sich vielleicht manche wundern, ob denn das Thema
Zeitgenössischer Sakralbau in Zeiten des ständig abnehmenden
Gottesdienstbesuches und des Verkaufs und der Säkularisierung vieler
Kirchen in Europa überhaupt ein Thema sein kann? Überraschenderweise ist
es das besonders in den letzten 10 Jahren und speziell in Österreich.
Eine Fülle an Kirchenneubauten unterschiedlicher christlicher
Konfessionen ist entstanden und einige sind auch aus künstlerischer
Sicht als herausragend zu bezeichnen. Trotz der immer mehr verbreiteten
und um sich greifenden „Religionsfreiheit“ der Menschen in allen
Schichten ist das Thema Kirchenbau noch immer ein Hauptanliegen von
Architekten, wie eine Umfrage vor einigen Jahren herausgefunden hat.
Museen, unsere modernen „Tempel und Anbetungsstätten“, und eben
Sakralräume werden da als größte Herausforderungen für einen Architekten
angegeben und Sie können gespannt sein auf die unterschiedlichen und
überraschenden Lösungen der immer gleichen Fragestellung: was ist ein
Heiliger Raum und gibt es überhaupt Heilige Räume und wie sieht er aus?
Wie immer möchte ich mich bei allen, die die Umsetzung unserer Projekte
treu und verlässlich unterstützen, auf das herzlichste bedanken: das ist
einmal die Stadtgemeinde Mödling, allen voran Bürgermeister Hintner, der
dann die Ausstellung eröffnen wird.
Das ist der Rotary-Club Mödling, vertreten durch den Pastpräsidenten
Hubert Rinner, der uns auch von Anfang an mit einem namhaften Betrag
eine gewisse Bewegungsfreiheit ermöglicht und das ist der Lionsclub
Mödling mit seinem immer hilfsbereiten und spendenfreudigen
Pastpastpastpräsidenten Otto Pferschy und das sind natürlich Sie, liebe
Freunde von Kunst im Karner, die mit Ihren Spenden diese
Veranstaltungsreihe ermöglichen.
Für die Ausstellungsrealisierung möchte ich mich wie jedes Jahr bei
Andrea Schubert für ihre praktische und lösungsorientierte Mitarbeit
bedanken, bei ihrer Schwester Martina Klein für den finanziellen
Überblick und die Buchhaltung unseres Vereins, bei Heidi Wimmer für die
Überprüfung unserer finanziellen Gebarung, bei Gerhard Metz für die mehr
als vorbildliche Betreuung unseres Internetauftritts und die
Berichterstattung, bei Pfarrer Richard Posch für die Gastgeberrolle der
Pfarre St. Othmar, die Abdeckung des katholischen Bereichs unserer
Fragestellungen und technisches Equippement und bei Pfarrer außer Dienst
von der Mödlinger evangelischen Gemeinde Dr. Klaus Heine, der unsere
Anliegen von Anfang an spannend und wichtig gefunden hat und sich in
seiner bekannten und begeisternden Art bei Planung und Ausführung
einbringt, er wird nun eine Einführung zur diesjährigen Ausstellung
geben.
Einführung in Ausstellung und
Rahmenprogramm durch Klaus Heine:
Wir nennen die Kirchen Gotteshäuser. Was
wollen wir damit sagen? Dass Gott in ihnen wohnt, er, dem doch die ganze
Welt gehört? Dass sie in besonderer Weise Orte seiner Anwesenheit sind
für ihn, den doch die ganze Welt nicht fassen kann? In einer sich noch
immer weiter säkularisierenden Gesellschaft schrumpft nicht nur die
Christenheit zahlenmäßig, sondern werden auch die großen Kirchenbauten
vergangener Jahrhunderte zu Relikten so wie Burgen und Schlösser, zu
Museen des christlichen Glaubens oder gar zu Grabmälern Gottes, den die
Menschen vergessen haben. In manchen Ländern Europas ist der Prozess so
weit fortgeschritten, dass Kirchengebäude aufgegeben und verkauft
werden, und man sich Gedanken über eine würdige Nachnutzung machen muss.
Dagegen steht eine überraschende Entdeckung, die gar nicht zu diesem
Trend passt. Nicht nur dass Österreich noch weit von der Entwicklung in
Holland oder Deutschland entfernt ist: Es werden immer noch Kirchen
gebaut. Und zwar in erstaunlicher Anzahl. Constantin Gegenhuber
beschreibt in seinem Buch “Gebaute Gebete. Christliche sakrale
Architektur- Neubauten in Österreich 1990-2011” vierzig Kirchen. Dabei
sind kleinere Kapellen und Andachtsräume nicht einmal berücksichtigt.
Wir
haben für unsere Ausstellung “Heilige Räume?” fünf Beispiele ausgewählt,
vier aus Niederösterreich und eines aus Wien. Damit wollen wir nicht nur
auf unterschiedliche bauliche und künstlerische Gestaltungen aufmerksam
machen, sondern auch die Besuchsmöglichkeiten erleichtern. Denn das ist
die Herausforderung dieser Ausstellung: Wir haben im Karner Modelle,
Bilder und Baupläne und bieten Vorträge und Gespräche an. Aber die
Bauwerke selbst stehen an ihrem besonderen Ort. Deshalb laden wir auch
zu Exkursionen ein. Das Erleben der Räume gehört zur Information über
sie dazu.
Ich nenne die fünf Bauwerke, ohne hier im Einzelnen
auf ihre Besonderheiten eingehen zu können:
1.”Christus,
Hoffnung der Welt” ist der Name der röm.kath.Kirche, die Heinz Tesar
1999/2000 nach dem liturgischen Konzept von Prälat Rudolf
Schwarzenberger in der Wiener Donaucity erbaute. In diesem
multifunktionalen Stadtteil in der Nähe der UNO-City wirkt der Quaderbau
zunächst wie ein Fremdkörper, erinnert aber so an die ganz andere
Dimension des Glaubens.
[mehr über diese Kirche
hier...]
2.
Ein wenig aus dem Rahmen fällt die Friedhofskapelle in Brunn a.G., die
am 1.11.2000 eröffnet wurde. Helmut Sautner hat sie geplant, Herwig Zens
mit einem innen umlaufenden Fries künstlerisch ausgestaltet. Christliche
und andersreligiöse Motive vermischen sich und fordern angesichts von
Sterben und Tod zu Antworten heraus. Die Marktgemeinde als Hausherrin
versucht so der multireligiösen wie säkularisierten Bevölkerung bei
Trauerfällen zu dienen.
[mehr über diese Kapelle
hier...]
3.Die “Evangelische Kirche der frohen Botschaft”
wurde 2003/2004 von dem Architekten und bildenden Künstler Efthymios
Warlamis in Waidhofen a.d.Thaya erbaut. Er bringt starke Elemente
griechisch-orthodoxer Spiritualität ein. Der ökumenische Aspekt und die
besondere Einladung an die Kinder liegen ihm am Herzen.
[mehr über diese Kirche
hier...]
4.
Die röm.kath.Filialkirche in Oberrohrbach “Kirche vom Erbarmen Gottes”
wurde 2007/2008 von Konrad Schermann und Werner Stolfa errichtet. Sie
ist zwischen zwei historischen Bauten eingebettet. Der Sakralraum selbst
strahlt in besonderer Weise Feierlichkeit und Frieden aus.
[mehr über diese Kirche
hier...]
5. Die evang. Martin Luther-Kirche in Hainburg wurde an der Stelle der
früheren Martinskirche mitten in der Stadt neu gebaut. Der mit Hainburg
sehr verbundene renommierte Architekt Wolf D. Prix von Coop Himmelb(l)au
hatte 2008 einen Entwurf vorgelegt und ihn der evangelischen
Pfarrgemeinde geschenkt. Am 30.4.2011
wurde
die Kirche feierlich eröffnet. Das spektakuläre Stahldach mit seinen
drei großen Öffnungen und die elegante Glockenskulptur als deutlich
sichtbares Zeichen stehen in einer positiven Beziehung zum nahen
mittelalterlichen Karner. Die architektonische Gestaltung hat in
Fachkreisen weltweites Aufsehen erregt. Der Innenraum bezaubert durch
eine wahre Lichtsymphonie.
[mehr über diese Kirche
hier...]
Soweit die Vorstellung der fünf Objekte. Ich
hoffe, dass sie durch die Veranstaltungen in den nächsten vierzehn Tagen
vertieft wird und auch Sie zu eigenen Entdeckungen anregt.
Die Kirchen sind als Versammlungsort der christlichen Gemeinde zuerst
und vor allem Räume, in denen wir auf die Verkündigung des Gottesworts
hören, im Gebet und mit unseren Liedern darauf antworten, Räume, in
denen uns Gott im Sakrament leibhaft nahe kommt und wir Ströme des
Lebens empfangen. Das Gotteslob und die Anbetung wachsen aus dem
Schweigen heraus, in das uns der Kirchenraum aus dem Lärm und dem
Getümmel der Außenwelt führt.
Seit
der Liturgiereform des Zweiten Vaticanums haben sich die Gegensätze
zwischen röm.kath. und evangelischem Gottesdienstverständnis
erfreulicherweise auf Akzentunterschiede verkleinert. Das ist aber auch
nötig, damit wir auf die Herausforderungen der pluralistischen Welt in
ökumenischer Eintracht antworten und das Gespräch mit allen Menschen
suchen können.
Bei den beiden genannten evangelischen Kirchen ist
es schon von der Baugeschichte her klar, aber es gilt auch insbesondere
für die röm.kath.Kirche in der Donaucity: Sie sind nicht nur für die
kleine Zahl der Evangelischen da, oder nur für die röm.kath.
Pfarrangehörigen. Sie sind offene Kirchen für die Stadt und ihre
Menschen. Vom Zufluchtsort für Asylanten über die Einforderung von
Lebensgerechtigkeit in den Versammlungen angesichts der Herrschaft des
Geldes: Allen Menschen steht das Gastrecht in den Kirchen zu.
Ich
möchte heute den Akzent auf eine neue Begegnung zwischen Kunst und
Kirche setzen, das Hauptziel unseres Vereins Kunst im Karner seit Beginn
seiner Aktivitäten im Jahr 2004. Die vorgestellten Gebäude sind ja
selbst schon ein Ergebnis dieser Begegnung. Es ist eine Begegnung auf
Augenhöhe. Sie ist ein Dienst aneinander. Und wir hoffen, dass in dieser
Begegnung die Stimme des menschenfreundlichen Gottes gehört wird, wenn
wir uns bei den großen Themen Liebe und Tod treffen.
Fulbert
Steffensky schreibt in seinem Buch “Schwarzbrot-Spiritualität”:
“Wo Kirche und Kunst sind, die sie sein sollen, lehren sie uns loben und
sie lehren uns weinen. Darum ist es nicht fremd, dass Kirchen auch
Herbergen dieser nahen Geschwister sind und dass gelegentlich in den
Kirchen andere Lieder gesungen werden, als sie im Gesangbuch stehen. Im
großen Gesangbuch des Lebens stehen die Lieder von Paul Gerhardt und die
Schreie der Psalmen nahe neben John Cage, Heinrich Böll und Pablo
Picasso. Sie haben eine gemeinsame Mutter: die Sehnsucht nach dem Leben.
Darum kann ich in einem tiefen Sinn billigen, dass die Kirche Gäste
beherbergt, die ihr nahe sind und die verschieden von ihr sind. Eine
Kirche ist ein kenntlicher Ort, der herausgeschnitten ist aus der
Gleichförmigkeit und der Gleichtönigkeit gewöhnlicher Orte. Seine Steine
sprechen eine andere Sprache als die Sprache der Zwecke und Geschäfte.
Auch wenn hier andere Stimmen singen als die einer christlichen
Gemeinde, bleibt die Kirche ein Raum der Ruhe, der Stille und der
Innerlichkeit. Was auch immer mit einer Kirche geschieht, so wünsche ich
doch, dass dieser Raum kenntlich bleibt und seine Eigentümlichkeit
behält. Zonen ohne Eigentümlichkeiten und ohne Sprachen haben wir genug
in unseren monotonen Landschaften. So wünsche ich, dass diese Räume
bleiben, was sie sind: die große Fremdsprache im Meer der
Geläufigkeiten. Erst als solche machen sie aufmerksam, unterbrechen und
erinnern.”
Wo
das Gespräch zwischen Kunst und Kirche zustande kommt, gab es trotz
aller Missverständnisse, Hindernisse, Lasten der Vergangenheit schöne
Momente des Verstehens, erwachte ein sehnsüchtiges Fragen, haben wir
voneinander gelernt.
Heilige Räume? Vergessen wir nicht den Karner selbst, der uns seit
Jahren mit seiner Aura umhüllt. Sie ist keine materielle magische
Qualität. Sie ist der Niederschlag der Seufzer und Lobgesänge, der
frohen Botschaft und der Feier des Sakraments, die Geschichte der Leiden
und Freuden der Menschen, die vor uns gewesen sind.
Aus ihnen weht uns der göttliche Geist an, wann und wo er will.
Eröffnung der Ausstellung durch
Vizebürgermeister Ferdinand Rubel
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9. September 2012
Kirchenneubau unserer Zeit
Arch. DI Harald Gnilsen, Baudirektor der
Erzdiözese
Wien
Arch. Gnilsen besuchte das Bundesrealgymnasium Mödling in der Franz
Keim-Gasse, wo er 1976 maturierte. Nach dem Studium der Architektur
an der TU-Wien und Praxisjahren in mehreren Architekturbüros
gründete er 1990 sein eigenes Atelier in Wien. Sein persönliches
Engagement in den Pfarren Mauer und Rodaun in seinen Jugendjahren
und seine berufliche Spezialisierung in der Denkmalpflege bilden gute
Voraussetzungen für die Bestellung zum Baudirektor der Erzdiözese Wien.
[Fortsetzung des Textes hier]
Doris Reiser begrüsst Arch. DI Harald
Gnilsen
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Grundsätzliches zum
Kirchenneubau unserer Zeit
Vortrag und Diskussion von & mit Arch. DI
Harald Gnilsen
Baudirektor
Gnilsen begann seinen Vortrag zum Kirchenneubau mit einem höchst
interessanten Rückblick über die Entwicklung des Kirchenbaus seit der
Antike. Als erste Unterscheidung zu den antiken Tempeln stellte er die
Aufhebung des „Fanum“ und des „Pro-fanum“, das das Wesen der
Tempelstruktur ausgemacht hatte, zu einem allgemein „öffentlich
zugänglichen Versammlungsraum“ dar (Basilikalform-„öffentliche
Markthalle“). Sehr schön ablesen kann man dies an alten Stadtplänen, in
denen Kirchen als einzige Gebäude im Grundriss dargestellt sind, während
alle anderen Gebäude mit „geschlossenen Dächern“ als nicht zugänglich
gezeigt werden.
Schon
früh wurde allerdings der Altarbezirk mit den Presbytern durch
Niveauunterschiede und später Chorschranken vom allgemeinen
Versammlungsraum wieder abgetrennt und es bildeten sich „Funktionsorte
heraus, die den Kirchen eine Orientierung und Richtung geben“. Diese
Trennung in Altarraum und Kirchenschiff wurde schon in der
Grundsteinlegung festgesetzt und die berühmten „Achsknicke“ in den
mittelalterlichen Kirchen rühren vom unterschiedlichen
Sonnenaufgangspunkt bei der Achsberechnung her (einige Wochen
Zeitunterschied bei der Grundsteinlegung von Altarraum und
Kirchenschiff). Die Bedeutung der Orientierung
wandelte
sich im Mittelalter und die Kirchen wurden als wichtiger Teil des
Stadtbildes , „Orientierungspunkte“, wahrgenommen. Vorher war die (u.a.
radiästhetische) Besonderheit des Standortes das wichtigste Kriterium
für die Platzwahl gewesen. Ab der Neuzeit kam es zu ersten
städteplanerischen Anlagen und die Kirchen erhielten dabei immer einen
zentralen und vorrangigen Platz. Im Zuge von Stadterweiterungen des 18.
und 19. Jhdts suchte man zumindest Sichtachsen und Hinwendung zu großen
öffentlichen Plätzen zu erreichen. Erst in der ersten Hälfte des 20.
Jhdts. kam es zur allgemeinen Eingliederung in die Fassadenfluchten,
allerdings unter Beibehaltung großer „einladender“ Portallösungen bis
schließlich auch dieses Unterscheidungsmerkmal verschwand und manche
(turmlose) Kirchenbauten der 50er Jahre nicht mehr als solche erkennbar
waren. Interessanterweise sind es gerade diese Kirchen, die im Zuge der
momentanen Auflösung von Kirchen als erste „preisgegeben werden“.
Gleichzeitig zur „Profanisierung des Sakralraumes“ hat es immer
herausragende Kirchenarchitektur gegeben, die aber oft als
Einzelerscheinungen zu betrachten sind
(z.B.
Georgenberg in Mauer von Wotruba) und nicht stilbildend waren. Durch die
bautechnischen Entwicklungen und vor allem die computergenerierte
Planung kam es zu Beginn des 21. Jhdts zu völlig neuen Lösungsansätzen
auch in der österreichischen Sakralarchitektur. Anhand der
unterschiedlichen Wettbewerbsprojekte für die Kirche in der Donaucity
zeigte Arch. Gnilsen die Kriterien für die Juryentscheidung auf: die
Außenwirkung in einem dichten und „kirchenfeindlichen“ Bauumfeld ist
entscheidend, hier muss die Aussage stimmig sein, denn kirchliche
Gemeinden sind oft in einem neuerrichteten Stadtteil die einzigen
Versammlungsräume der Menschen, nicht nur in religiöser Hinsicht sondern
auch das Gemeinde- und Sozialleben betreffend.
Ein
weiterer wichtiger Aspekt für Kirchenneubau war und ist die Entwicklung
des Innenraumes in Bezug auf die feiernde Gemeinde. War über
Jahrhunderte der tridentinische Ritus mit der Ausrichtung von Gemeinde
und Priester auf das Allerheiligste am Hochaltar hin stilbildend, kam es
ab den 30er Jahren des 20. Jhdts zu ersten noch vorkonziliären
Neuansätzen (Pius Parsch in Klosterneuburg u.a.), die bestehende
Kirchenräume veränderten. Nach dem 2. Vatikanischen Konzil wurden allein
in Wien 38 neue Kirchen erbaut, die versuchten den liturgischen
Neuerungen Rechnung zu tragen, leider oft ohne Berücksichtigung der
akustischen Kriterien, die allein mit technischen Hilfsmitteln nicht in
den Griff zu bekommen sind. Radikale Umsetzungen der veränderten Schau
auf die Messfeier gab es ab den 60er Jahren in Kapellen-Neuordnungen von
Ottokar Uhl z.B. in der Kath. Hochschulgemeinde Wien, im der
Konviktskapelle Melk oder im Wiener Priesterseminar. Diese unterliegen
einer periodisch auftretenden Umstrukturierung, angepasst an die
wechselnden Situationen.
Anhand
rezenter Beispiele zeigte Arch. Gnilsen die Möglichkeiten aber auch
Gefahren von radikalen Lösungen auf, vor allem, wenn einfache
psychologische Schwellen nicht berücksichtigt werden (z.B.
Bewegungsmuster zuspätkommender Gottesdienstbesucher, Abstand zu
gegenübersitzenden Gottesdienstbesuchern, zur gemeinsamen Feier
einladende Atmosphäre eines Kirchenraumes etc). Daraus kann man leicht
ableiten, dass man nicht an vorgegebenen architektonischen
Richtungsgebungen und Bewegungsabläufen
vorbeiagieren
kann, sondern diese Ausgangspunkt für die Planung oder Neugestaltung
alter Kirchen sein sollten. An den gelungenen Beispielen Donaucitykirche
und Oberrohrbach demonstrierte Baudirektor Gnilsen diese Kriterien sehr
anschaulich.
Im Anschluß an den heftig akklamierten Vortrag kam es zu einer langen
und regen Diskussion mit großer Publikumsbeteiligung, die auch weitere
spannende Sichtweisen der röm. kath . Kirchengestaltung im Vergleich zu
evang. Kirchenneubauten aufzeigten.
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13. September 2012
Zum Bau der
Martin Luther-Kirche in Hainburg
Dr. Klaus Heine,
in Vertretung von Sophie- Charlotte Grell
Doris Reiser begrüsst Klaus Heine, der
für Sophie-Charlotte Grell einsprang
Klaus Heine
aus dem Folder der
Martin-Luther-Kirche
in Hainburg
aus dem Folder der
Martin-Luther-Kirche
in Hainburg
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Die Martin
Luther-Kirche in Hainburg |
Leider
musste die für den Abend vorgesehene Referentin Designarchitektin
Mag. Sophie-Charlotte Grell vom Büro Coop
Himmelb(l)au kurzfristig absagen.
Das war deshalb besonders bedauerlich, weil sie in enger
Zusammenarbeit mit dem leitenden Architekten Wolf D.
Prix den Bauentwurf der Martin Luther-Kirche in Hainburg
entwickelt hatte. Sie hätte uns Auskunft über den inneren kreativen
Prozess geben können.
So musste Klaus Heine einspringen, der von 2008 bis 2010 in
Vertretung des an Krebs erkrankten Pfarrers Uwe Hielscher in der
Pfarrgemeinde Bruck a.d.Leitha/Hainburg a.d.Donau tätig und in die
Vorbereitung des Baus mit eingebunden war.
Bevor der Vortrag losgehen konnte, besichtigte noch eine deutsche
Reisegruppe den Karner und seine Fresken aus dem 10. Jahrhundert.
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Drei
glückliche Umstände ermöglichten die rasche Realisierung des
Vorhabens:
1. Die Evang.
Pfarrgemeinde benötigte eine neue Gottesdienststätte, nachdem die
Gründerzeitvilla, in der seit 1913 Gottesdienste gefeiert wurden,
2007 wegen Baufälligkeit gesperrt wurde. Die Pfarrgemeinde
entschloss sich zu einem Neubau.
2. Der in Hainburg geborene renommierte
Architekt Wolf D. Prix war mit einem Entwurf
zum Bau des Verwaltungsgebäudes für den Nationalpark Donauauen am
Widerstand der Bevölkerung gescheitert. Er ließ sich aber dazu
bewegen, im Jahr 2008 einen Bauplan für die Evang.
Kirche zu erstellen und schenkte ihn der Stadt Hainburg und
der Evang. Pfarrgemeinde.
3. Die Niederösterreichische
Landesausstellung 2011 sollte in Carnuntum und Hainburg stattfinden.
Die Einweihung der Kirche war als besonderes Highlight am Beginn
dieser Ausstellung vorgesehen. Das Land und die Sparkassenstiftung
Hainburg übernahmen den Großteil der Finanzierung. Die relativ
kleine Pfarrgemeinde wäre mit den 1,4 Mill.€ Baukosten völlig
überfordert gewesen.
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Das
Einweihungsdatum 30.4.2011 nahm Bezug auf das
1700 Jahre zuvor in Nikomedia erlassene Toleranzedikt des Kaisers
Galerius, mit dem den Christen im Römischen Reich erstmals Duldung
gewährt wurde. Ob das Thema auch schon beim Dreikaisertreffen in
Carnuntum im Jahr 308 besprochen wurde, bleibt ungewiss.
Aber es stellte doch einen schönen Bezug zur Landesausstellung her.
Der auf schwierigem trapezförmigem Grundstück errichtete vierteilige
Bau- Kirche (für 50 Personen)- Gemeindesaal (für 60 Personen)- durch
einen Gang verbunden ein längsgerichteter Gebäuderiegel mit
Sakristei, Büro, Lagerraum, Küche- und die
Glockenskulptur am Vorplatz- hat weltweite Resonanz und Anerkennung
gefunden.
“Die räumlich komplexe Dachlandschaft über dem Gottesdienstraum
mutet biomorph an und verleiht der gesamten Kirche eine organische
Lebendigkeit. Der Kirchenneubau thematisiert die für den
evangelischen Kirchenbau typische Haltung zur Transparenz und setzt
hiermit entscheidende innovative Maßstäbe für die Zukunft.”
(Constantin Gegenhuber)
Der
beherrschende Eindruck beim Betreten der Kirche ist die
Lichtsymphonie, in die man hineingenommen wird und in der man
geradezu leibhaftig das Wort Christi erfährt: Ich bin das Licht der
Welt! Die drei großen Öffnungen des Daches machen den trinitarischen
Charakter des göttlichen Lichtes sinnenfällig.
Bei der ebenfalls von Prix entworfenen Kanzelaltarplastik werden die
drei Öffnungen ebenfalls als Hinweis auf die Trinität und die große
flache Öffnung unten als das leere Grab Christi gedeutet.
Im anschließenden lebhaften Gespräch ging es vor allem um die Frage,
wie solche bemerkenswerten neuen Kirchbauten nicht nur der
kirchlichen “Vereinpflege” sondern auch der neuen Begegnung des
christlichen Glaubens mit der säkularisierten Welt dienen können.
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14.
September 2012 Exkursion
Kirche in Oberrohrbach im Weinviertel
Führung durch Pfarrer Franz Forsthuber
Bilder der Kirche:
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Exkursion zur Kirche in
Oberrohrbach im Weinviertel
Ein
kleines Grüppchen fand sich am 14.9. zur Abfahrt nach Oberrohrbach vor dem
Mödlinger Karner ein. Nach einer knapp einstündigen Fahrt erreichten wir
das zwischen Korneuburg und Stockerau gelegene Unterrohrbach und fuhren
die 2 Kilometer nach Oberrohrbach leicht bergan. Gut ausgeschildert fanden
wir die Kirche auf einer Anhöhe liegend mit einem wunderbaren Ausblick
Richtung Tullnerfeld. An klaren Tagen wäre sogar der 70 km entfernte
Ötscher sichtbar, erklärte uns Pfr. Franz Forsthuber gleich zu Beginn
seiner Führung auf dem Kirchenplatz.
Unter
der neu gepflanzten Dorflinde erzählte er uns, wie es überhaupt in der
knapp 1000-Seelen-Gemeinde zu diesem Kirchenneubau kam: die Kapelle war
schon nach dem Krieg zu klein geworden und Prälat Gorbach wich deswegen in
eine naheliegende Scheune aus, die aufgemauert wurde und fast ein halbes
Jahrhundert als Notkirche diente. Schließlich wurde diese Notlösung von
der Pfarrgemeinde immer weniger akzeptiert und als der Leidensdruck groß
genug war, stand plötzlich die Idee eines Neubaus im Raum. Bald herrschte
im vorerst skeptischen Pfarrgemeinderat Konsens und auch die Anfrage an
Erzbischof Schönborn fiel sofort positiv aus.
Es
kam zu einer Ausschreibung mit 6 geladenen Architekten, aus denen
Schermann und Stolfa als Gewinner ermittelt wurden – einerseits schien der
Bau mit 1,4 Mio € leistbar (Kostenaufteilung ca je 1/3 Erzdiözese, Land NÖ
und Gemeinde) und zweitens nahm er am meisten auf die Umgebung Rücksicht.
Das ist vom Kirchenplatz aus leicht nachvollziehbar, die ovale Außenform
aus eingefärbtem Beton fügt sich sehr harmonisch in die vom Löss geprägte
Landschaft und trotzt auch optisch den mitunter heftigen Stürmen, die über
die Anhöhe wehen können. Der freistehende Glockenturm ist im Grundriss als
Kreuzform zu erkennen, dies erklärt auch das Fehlen eines Kreuzes an der
Außenfront der Kirche. Auffallend ist eine Art Schaufenster zum
Kirchenplatz, das Einblick in das Kircheninnere ermöglicht und
gleichzeitig als Bühne für jahreskreisbezogene Themen dient.
In
stetiger Rundung geht man in den Vorraum und hält vor einer riesigen
Bronzeplastik inne: Oberrohrbach ist „dem Erbarmen Gottes“ geweiht und die
Skulptur des Traunsteiner Bildhauers und Dechanten Josef Elter (+1997)
zeigt eine weibliche Figur mit einem Kind, das sich vertrauensvoll in
ihren Schoß schmiegt. Durch eine Glastür betritt man den Kirchenraum,
begrüßt vom gläsernen Weihwasser-/Taufbecken von Silvia Kropfreiter, das
auch durchaus untertauchende Kindestaufen ermöglichen würde. Der Blick
wird aber sofort in den eiförmigen Altarraum gezogen, der harmonisch von 3
Bankreihen umgeben ist. Trotz der Richtungslosigkeit des Raumes (es gibt
14 verschiedene Radien) ist der Blick nicht orientierungslos: das von
einem ostseitig gelegenen Fensterspalt beleuchtete Kreuz hinter dem Altar,
das eigentlich eine kreuzförmige Aussparung in einem Aluminiumpanel ist,
zieht den Blick in die Höhe, wo eine Öffnung in der Dachkonstruktion Licht
auf die Kreuzform einströmen lässt.
An
dieser Stelle ist das Oval der Wand aufgebrochen wie eine Eischale, die
von innen durch den Schnabel des Kükens geöffnet wird. Weitere natürliche
Lichtquellen sind das schon vorhin angesprochene Schaufenster zum
Kirchenplatz mit einem herrlichen Blick auf die Burg Kreuzenstein und ein
bodennahes Fenster Richtung alter Florianikapelle und in die Landschaft
des Weinviertels. Decke und Wand sind mit Buchenholzpanelen verkleidet und
Pfarrer Forsthuber demonstriert stolz die wunderbare Akustik des Raumes,
der ohne Mikrofonanlage auskommt. Viele Details der Altarraumgestaltung
und Liturgiefeier kommen zur Sprache und wir Besucher aus Mödling merken,
mit welchem Elan und welcher Hingabe Pfr. Forsthuber sich der Planung und
auch der Nutzung dieses „seines Gotteshauses“ widmet.
Zum Schluss erklärt er uns noch den Kreuzweg des
Mikl-Schülers Tobias Kammerer, der in Glasätztechnik figural gestaltet ist
und eine eigene schwache Lichtquelle im Raum darstellt. Als die Sonne nach
fast 2 Stunden Führung untergegangen ist kann auch noch die innovative
Beleuchtung des Raumes gezeigt werden und lässt uns ein erstauntes und
erfreutes „Abheben“ empfinden: plötzlich scheint die Decke zu schweben!
Nach dieser intensiven und unglaublich anregenden Führung fahren wir
begeistert nach Mödling zurück und sehen die Fotos und Pläne von
Oberrohrbach im Karner mit anderen Augen.
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15. September 2012
Gebaute Gebete - Kirchenbau in unserer Zeit
Constantin Gegenhuber
Buch
Gebaute Gebete
von Constantin Gegenhuber:
Constantin
Gegenhuber, Gebaute Gebete,
Christliche sakrale Architektur – Neubauten in Österreich 1990 bis
2011, Verlag Anton Pustet.
In vielen Ländern Europas werden Kirchen geschlossen oder profanen
Zwecken gewidmet. Nicht so in Österreich: Constantin Gegenhuber, Arzt
und Architekt aus Steyr, hat sich intensiv mit Kirchenbauten in
Österreich beschäftigt und dabei festgestellt, dass im Zeitraum von
1990 bis 2011 die stattliche Zahl von 40 Kirchen errichtet wurde,
darunter 26 römisch-katholische. Oberösterreich weist mit neun
neugebauten Kirchen und Seelsorgezentren die höchste Zahl auf.
Seine Doktorarbeit hat der Autor nun unter dem Titel „Gebaute Gebete“
veröffentlicht. Es ist ein beeindruckender Band mit einer Fülle an
Fotos von Altarräumen und Außenansichten sowie Plänen, nach
Bundesländern geordnet. Es ist auch ein Nachschlagewerk mit
umfassender Information zu jedem einzelnen Bau und zu den
Architekt/innen.
Und es ist die „Diagnose eines Zustandes“, wie Prof. Manfred Wagner
von der Universität Wien im Vorwort festhält. Constantin Gegenhuber
komme in seiner Studie zu dem Schluss, dass spirituell etwas „in die
falsche Richtung“ läuft. Denn Architekt/innen, kirchliche
Entscheidungsträger und die Gläubigen selbst würden sich nicht sehr
von der profanen Welt unterscheiden.
Quelle:
Wiener Kirchenzeitung |
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Gebaute Gebete - Kirchenbau in unserer Zeit
Mit
einem Einblick in die Werkskapelle der VOESTalpine in Linz eröffnete
Dipl.-Ing. Mag. DDr. Constantin Gegenhuber seinen Vortrag über
rezente christliche Sakralbauten in Österreich. An Hand ausgewählter
Beispiele zeigte er die Vielfalt der neu errichteten Gotteshäuser in
den Jahren 1990 bis 2011 und erwähnte deren Besonderheiten, wobei
seine Begeisterung jedes Mal vermuten ließ, dass es sich nun um
seine Lieblingskirche handelt. Doch dies ließ sich Dr. Gegenhuber
erst gegen Ende des fulminanten Vortrags entlocken und es soll auch
in der Runde der Zuhörer im Karner verbleiben.
Der Absolvent der TU Wien (Architektur), der Universität für
Angewandte Kunst (Produktgestaltung) und der Medizin-Uni Wien (FA
für Orthopädie) hat auf Grund eigener Leidenserfahrung einen noch
tieferen Zugang zum christlichen Glauben gefunden und daraus erwuchs
der Wunsch, sich speziell moderner Sakralarchitektur, einem
sehr
vernachlässigten Gebiet in der Architekturdokumentation, zu widmen.
2003 bis 2008 besuchte er mehr als 40 neugebaute Gotteshäuser in
ganz Österreich, bis zur Buchwerdung 2011 überarbeitete er den Text
und fertigte sämtliche Fotos für die Publikation an. Nach einem
genauen Bearbeitungsschema beschrieb er die Kirchen und fügte auch
jeweils einen persönlichen Eindruck und Kommentar dazu. So entstand
ein umfassender Überblick mit guten Vergleichsmöglichkeiten mit
echter Nachschlagequalität.
Bei
seinem Vortrag im Karner sprach er zunächst die hier ausgestellten
Beispiele in Wien Donaucity und Oberrohrbach sowie in Hainburg an.
Diese drei Kirchenbauten gehören sicherlich zu den herausragenden
Beispielen unserer Sakralarchitektur und Gegenhuber erklärte dies
vor allem mit der einzigartigen und beispielgebenden Lichtführung in
diesen Gebäuden. Licht ist bei Sakralbauten eines der wichtigsten
Gestaltungselemente und bestimmt in besonderer Weise den sakralen
Charakter eines Raumes.
Immer
wieder zeigte Dr. Gegenhuber die wichtigsten Formen in der
österreichischen nachkonziliären Sakralarchitektur auf: die
Verbindung von Kreis (Göttliches) und Quadrat (Irdisches), was in
den Grundrissen der gezeigten Kirchen gut nachvollziehbar ist. Die
Ansichten der Innenräume erklärten auch seine manchmal wehmütig
klingenden Äußerungen, dass es bei vielen Kirchenbauten durch zu
viel Mitsprache zu vieler Menschen zu einer Verwässerung der
ursprünglichen Architektenvision gekommen ist. Auch „Behübschungstendenzen“
für allzu nüchtern wirkende Gotteshäuser stellen eine Gefahr für die
ursprüngliche Architektur-Sprache dar.
Eindrucksvoll die hierorts weniger bekannten Kirchen in Wels,
Pfarrzentrum St. Franziskus, bei dem nach dem Pfarrpatron besonderes
Augenmerk auf ökologisches Bauen gelegt wurde ohne die ästhetische
Komponente zu vernachlässigen sowie die eingangs erwähnte
Werkskirche der VOESTalpine in Linz, die durch die Verwendung
typischen dunklen Schlackenmaterials für die Außenhaut die weiße
Innenraumgestaltung besonders hervorhebt.
Im
Vergleich dazu sehen orthodoxe Kirchenneubauten wesentlich
konservativer aus, gelten hier doch wesentlich strengere
Vorschriften für den Bau. Trotzdem gelingt es den Architekten, die
traditionelle Bausprache in die Jetztzeit zu versetzen und somit
Raum für ein lebendiges Pfarrzentrum zu schaffen, wie Dr. Gegenhuber
aus eigenem Erleben berichten konnte.
Zusammenfassend erklärte Gegenhuber die konfessionellen Unterschiede
so: die evangelische Kirche hat eine gewisse Vorreiterrolle in der
Innovation sakraler Formensprache und strebt nach Transparenz,
Reduktion, Jugendfreundlichkeit und Musikunterstützung für die
Liturgie. Die röm. kath.
Religionsgemeinschaft bringt sehr unterschiedliche Lösungen mit
Schwerpunkt auf die Gestaltung der liturgischen Orte hervor, wobei
aber eine Vernachlässigung der Musikeinrichtungen und der
Jugendfreundlichkeit zu beobachten ist. Die
orthodoxe Kirche führt ihre Bautraditionen und Bauphilosophien fort,
während die neuapostolische Kirche nüchterne Versammlungsräume mit
Schwerpunkt Jugendfreundlichkeit bauen lässt.
In der anschließenden intensiven Diskussion kamen Probleme der
fehlenden künstlerischen Bildsprache in den rezenten Kirchenbauten
zur Rede: außer der architektonischen Haut werden praktisch kaum
künstlerische Gestaltungselemente wie Bilder oder Skulpturen von
namhaften Künstlerpersönlichkeiten geschaffen. Auch in der
liturgischen Musikszene herrscht derzeit ein ziemlicher Stillstand.
Gegenhuber würde sich eine engere Zusammenarbeit zwischen
Kunstuniversitäten und der Kirche wünschen, um dieses Manko
auszugleichen und eine sehr notwendige Belebung dieser
künstlerischen Aspekte zu erreichen. |
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Weblink:
http://www.dr-gegenhuber.at
http://www.pustet.at/Gebaute-Gebete_45_p6.html
www.erzdioezese-wien.at/content/news/articles/2011/09/22/a26598
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zum
vorherigen Bericht |
(Text & Fotos: dr) |
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16. September 2012
Exkursion Friedhofskapelle in Brunn am Gebirge
Führung durch GR a.D.
Julius Niederreiter
Die Thematik von Tod und Auferstehung steht im
Zentrum der Friedhofskapelle, die Helmut Sautner als ebenerdigen Bau
mit kegelförmigem Dach und konischem Turm umsetzte.
Die künstlerische Ausstattung im Rahmen eines geladenen Wettbewerbs
erfolgte durch Herwig Zens, der den kreisförmigen Innenraum mit
Bildern zur Thematik Totenlieder und Trauermärsche ausstattete. In
ausdrucksstarken „Traumgestalten des Todes“ wird der mythologische
Aspekt des Übergangs in Malerei umgesetzt. |
Exkursion Friedhofskapelle in Brunn am Gebirge |
Erfreulich
viele Interessierte fanden sich am Sonntagnachmittag vor der
Friedhofskapelle in Brunn ein, um den eindringlichen und bildreichen
Erklärungen von GR a.D. Julius Niederreiter zur Baugeschichte dieser
außergewöhnlichen Verabschiedungshalle zu folgen. Er schilderte die
lange und im Nachhinein betrachtet nicht ganz unlustige Geschichte der
Überzeugungsarbeit, die für einen letztendlich einstimmigen positiven
Beschluss zum Bau der Friedhofskapelle im Brunner Gemeinderat
notwendig war. Auch die Ausgestaltung mit dem rundum laufenden
Gemäldezyklus von Prof. Zens war keineswegs bereits im ersten Anlauf
möglich, sondern musste „in kleinen Portionen“ und sehr überlegt
verabreicht werden. Sehr schön kam dabei
heraus,
dass persönliche Kontakte keineswegs immer nur zur sprichwörtlichen „Freunderlwirtschaft“
führen müssen, sondern ganz im Gegenteil eine sehr intensive und
vertiefende Auseinandersetzung mit einem Projekt bringen können: der
Architekt Helmut Sautner und der Gemeinderat Niederreiter sind
langjährige Sangeskollegen in einem Brunner Chor und der Architekt und
der Maler sind langjährige Weggefährten am Berg Athos und dieser Bau
ist die Manifestation ihrer tiefen Überzeugung und langen
Beschäftigung mit dem Thema Tod und Verabschiedung.
Sehr
anschaulich konnte GR Niederreiter die aufregenden Momente der
baulichen Umsetzung von Sautners Plänen berichten, dass erst nach
langem Suchen ein Zimmermann gefunden werden konnte, der die Aufgabe
übernehmen wollte und dass der vom Gemeinderat bestimmte Statiker ein
richtiger Glücksgriff gewesen war. Auch die langen Diskussionen zum
Thema „begrüntes Dach“ wurden überzeugend und nachvollziehbar
berichtet.
Interessant
waren auch die Rückmeldungen vieler „Brunner Erstbesucher“, die meist
nicht sehr positiv ausgefallen sind, mittlerweile scheinen sich aber
die meisten Wogen geglättet zu haben, was wohl nicht nur auf den
„internationalen Architekturtourismus“, ausgelöst durch die
Friedhofskapelle, zurückzuführen ist.
Es erfüllte jedenfalls jeden Besucher mit einer gewissen Genugtuung,
dass letztendlich dieses nicht alltägliche Projekt mehr oder minder
eins zu eins umgesetzt werden konnte und dabei auch überzeugend
ausgefallen ist! |
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Weblink:
Die
Friedhofskapelle in Brunn am
Gebirge
www.zensherwig.at/fhk_brunn.htm
http://www.luxbau.at/zimmerei/projekte/fertigeprojekte/
kapbrunn/brunn.html |
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16. September 2012 Zum Bau der Friedhofskapelle Brunn am Gebirge
Architekt Helmut Sautner:
Prof. Herwig Zens:
Plan:
Bilder:
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Zum Bau der Friedhofskapelle Brunn am Gebirge |
Voll
gespannter Erwartung war der Karner zu Beginn des „Brunner Abends“:
sind doch die Protagonisten als „Lokalmatadore“ zu bezeichnen. Als
Einführung und Einstimmung wurde der Film zur Entstehung der Brunner
Friedhofskapelle von Inge und Herbert Link gezeigt. Die stimmigen
Schnitte und die großartige musikalische „Untermalung“ mit dem
Totentanz von Hugo Distler, dargeboten vom Wiener Schönberg Chor unter
der Leitung von Prof. Erwin Ortner als Eröffnungskonzert erklärten
eigentlich schon (fast) alles. Sowohl der Mödlinger Architekt Helmut
Sautner als auch der Künstler Prof. Herwig Zens beschreiben darin ihre
Intentionen und das Werden des Raumes wird nachvollziehbar.
Trotzdem
konnten beide Künstler noch weitere Geschichten und Anekdoten zum Bau
beisteuern und so wurde im Verein mit dem ebenfalls in den Karner
gekommenen Brunner GR a.D. Julius Niederreiter ein informativer und
gleichzeitig auch unterhaltsamer Abend über eine Friedhofskapelle
daraus. Sautner erklärte, dass er primär einen Raum schaffen wollte,
wo die Seele Zeit und Gelegenheit hat, sich vom Körper zu lösen und
dabei auch von den
Angehörigen
begleitet zu werden. Dieses schöne Bild ist durch die Lichtsäule des
zentralen Turmes gut zum Ausdruck gebracht. Auch die Spiralnebelform
des Grundrisses, die die Kapelle als Durchgangsraum bestimmt, wird in
der ewigen Schleife der Malerei von Zens aufgegriffen und vertieft.
Spannend die Erklärung der Malweise und die Erkenntnis, dass trotz des
teilweise skizzenhaften Charakters der Malerei von vorneherein jedes
Detail genau festgelegt war. Die Vorzeichnung mit Kohle lässt ein
besonders schnelles und schwungvolles Arbeiten zu und unterstützt
diesen skizzenhaften Eindruck. Auch Details zu technischen Fragen der
Architektur und Malerei wurden beantwortet und zeugten von der
gelungenen Zusammenarbeit vieler unterschiedlicher Professionisten.
Zum
krönenden Abschluss berichtete Prof. Zens von einem besonderen
Erlebnis: nach einer besonders langen und anstrengenden Arbeit an dem
bereits in der Kapelle angebrachten Gemäldefries und einigen
unterstützenden geistigen Getränken wollte der Künstler nicht mehr
nach Hause fahren und bettete sich nach kurzer Überlegung auf der
Totenbahre zur Ruhe, wo er sofort tief und fest einschlief. In den
frühen Morgenstunden wurde er durch die Ankunft der Rettung, die einen
Verunfallten in die Kühlhalle legten munter und hörte mit an, wie die
Sanitäter noch schnell eine kleine Jause in der Friedhofskapelle
einnehmen wollten. Plötzlich entdeckten sie die angebrochene
Weinflasche des Künstlers und wollten sie leeren, als sie von einem
vehementen Aufschrei von der Totenbahre davon abgehalten wurden. Prof.
Zens wollte diesen Mundraub nicht durchgehen lassen und jagte den
beiden Rettungsleuten einen gehörigen Schrecken ein…. |
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Weblink:
www.zensherwig.at/fhk_brunn.htm
Kunst im Karner,
Fotos & Berichte - Juni 2005
Totentanz - Herwig Zens |
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18. September 2012
Musikalische Klangräume
Prof. Peter Planyavsky
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Musikalische Klangräume |
Prof.
Planyavsky begann seinen Vortrag mit der Erklärung, dass sich (Kirchen-)Musik
und Sakralraum immer schon gegenseitig beeinflusst haben, als drittes
Element kommt hier natürlich die Liturgie dazu. Diese
Dreieck-Konstellation berücksichtigend erzählte Planyavsky die
Geschichte der Kirchenmusik in groben Zügen: waren vom Beginn der
ersten christlichen Hochblüte in nachkonstantinischer Zeit bis ins
Mittelalter die Mitglieder des Klerus gleichzeitig die ausübenden
Musiker (einstimmiger Gesang – Gregorianik), kam es ab der ersten
Ausbildung polyphoner Musik zur Abspaltung der Musiker als eigene
Teilnehmer an der Liturgie.
Plötzlich
war Kirchenmusik „zu bezahlen“, folglich gab es auch nur in den großen
Domen oder Klöstern des hohen Mittelalters Kirchenmusik nach unserem
heutigen Verständnis. Der Platz der eigentlichen Feier der Liturgie
war auf den Chorraum dieser großen Kirchen beschränkt, abgeschirmt von
der Gemeinde durch einen Lettner oder screen. Auch die Musik war dort
angesiedelt, denn sie war integraler Bestandteil der Liturgie. Auf
eine Wirkung im gesamten Kirchenraum wurde kaum Wert gelegt. Als der
Umfang der Instrumentalisten und Sänger wuchs, musste auch der
zugewiesene Platz im Kirchenraum verändert werden und die Orgeln und
Musikeremporen „wucherten“ aus dem Chorraum heraus und eroberten
langsam die Querschiffe und dortige Emporen.
Ab
der Renaissance (16. Jhdt) wurde plötzlich die Größe des gesamten
Kirchenraumes als wichtiges Element der liturgischen Feier entdeckt,
Chorschranken und Lettner wurden aufgegeben und alles konzentrierte
sich auf die Vierung. Schön nachzuvollziehen ist dies im Salzburger
Dom, wo auch heute wieder die 4 Vierungsemporen für die Kirchenmusik
genutzt werden, wie schon/noch zu Mozarts Zeiten. Je nach Größe und
Wichtigkeit der Feier wurde nur ein kleine Orgelpositiv oder eben ein
bis vier Musikeremporen für Chor und Instrumentalisten genutzt. Diese
räumliche Nähe zur Liturgie erlaubte sehr kleinteilige Melismen und
Verzierungen in der Musik. Dies gilt auch noch für die Klassik, daher
ist die heute allgemein übliche Praxis der Aufführung einer
Mozartmesse von der Orgelempore (sprich: Westempore) musikalisch
unzulänglich und bedenklich. Erst ab der Romantik waren Liturgie und
Kirchenbau auf größere Orchester und umfangreichere Orgeln
ausgerichtet und der gleichmäßige Einsatz von Streichern und Bläsern
auch in leisen Passagen rechtfertigt die Platzierung auf der
Westempore großer Kirchen.
Diese
Entfernung der Musik vom eigentlichen liturgischen Geschehen war schon
in der ersten Hälfte des 20. Jhdts. Thema für den bekannten
österreichischen Liturgie-Reform-Vorkämpfer Pius Parsch in
Klosterneuburg, der auch „neue“ Plätze für die Musik auslotete.
Kirchenneubauten aus dieser Zeit räumen der Musik wieder einen Platz
direkt hinter und seitlich vom Altar ein, womit sich der Kreis wieder
schließt.
Der
allgemeine Stellenwert der Musik in der liturgischen Feier hat aber
nach dem II. Vatikanischen Konzil zumindest in der Praxis stark
abgenommen und eine gewisse Rat- und auch Stillosigkeit ist nicht zu
übersehen. Prof. Planyavsky meinte, dass 50 Jahre ein zu geringer
Zeitraum für die Entwicklung einer an die neue Liturgie angepasste
Musik wären und ist optimistisch, dass sich hier noch etwas entwickeln
werde. Er wies dabei auf die Trägheit dieser Anpassung bei allen
früheren Reformen und Veränderungen hin und empfahl unaufgeregt in
„kirchlichen“ Dimensionen zu denken.
Als
Abschluss der angeregten Diskussion zu akustischen und allgemein
musikalischen Problemen in Kirchenräumen durften wir Prof. Planyavsky
auch auf der Walkerorgel in St. Othmar erleben mit einer sehr
individuellen Improvisation über das bekannte Kirchenlied „Wer nur den
lieben Gott lässt walten“ von Georg Neumark. |
Weblink:
http://www.peterplanyavsky.at/
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Gerettet vom Stephansdom, von Peter Planyavsky
35
Jahre lang hat Peter Planyavsky am Wiener Stephansdom nicht nur
Musik und Liturgie mitgestaltet und geprägt, sondern auch Personen
und Strukturen beobachtet. Das Faszinierende, das den Arbeitsplatz
Stephansdom ausmacht, ist in seinem Rückblick ebenso eingefangen wie
das Allzumenschliche – gerade an einem Ort, wo so oft von der
Nächstenliebe die Rede ist. Nebenbei erfährt man eine ganze Menge
darüber, wie so ein Dom „läuft“. Der lange Kampf um die neue
Domorgel wird ebenso geschildert wie die weit über Wien hinaus
bekannt gewordene Dommusikkrise der letzten Jahre, die zu
Planyavskys Abschied geführt hat. Den Leser erwarten pointierte
Zuspitzung und kühles Argument, aber auch jede Menge Lächeln. |
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zum
vorherigen Bericht |
(Text: dr, Fotos:gm) |
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20. September 2012
Zur Friedenskirche in
Waidhofen a/d Thaya
Makis Efthymios Warlamis
CHRISTUS HEUTE
ENDLESS SPACE
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Zur Friedenskirche in
Waidhofen an der Thaya |
Gemeinsam
mit Mag. arch. Ruth Schremmer, der Geschäftsführerin des von ihm
begründeten KUNSTMUSEUM Waldviertel, kam Prof. Makis E. Warlamis in den
Mödlinger Karner um sich und speziell das Projekt der Friedenskirche
in Waidhofen an der Thaya vorzustellen. Dr. Klaus Heine, der den
Gemeindeausflug am letzten Wochenende nach Hainburg und Waidhofen
miterlebt hatte, knüpfte an das dortige Erleben an und machte alle
sehr gespannt auf den Menschen und Künstler Walamis, der hinter all
dem steckt.
Als Einführung wurden zwei Kurzfilme gezeigt: CHRISTUS HEUTE, eine
filmische Collage aus Christusbildern, die von Prof. Warlamis in einer
von ihm entwickelten Technik in langwierigen Prozessen bearbeitet und
„entmaterialisiert“ werden, das heißt ikonenhafte
Christusdarstellungen werden in vielen Arbeitsschritten mit
patinaartiger Farbe übergossen, wieder abgewaschen, mit verschiedenen
Chemikalien behandelt, hohen Temperaturen (700°C) ausgesetzt um
letztendlich diesen „entmaterialisierten“ Zustand zu erreichen, der
Warlamis als allgemeines Zeichen des Heiligen erscheint. Unterlegt war
diese Bilderfolge mit Musik aus der 7. Symphonie des
Strawinsky-Schülers Mikis Theodorakis, der nach dem Fertigwerden des
Filmes meinte, jetzt hätte er seine Musik das erste Mal wirklich
gehört.
Auch der zweite Kurzfilm ENDLESS SPACE war mit Theodorakis-Musik
unterlegt und zeigte ohne Text eine 3D-anmutende animierte Collage von
architektonischen Elementen, Planeten, Ein- und Mehrzellern und
abstrakten Formen, die sich zur sehr intensiven Musik durch das All
bewegen, - mehr oder weniger eine Schöpfungsdarstellung.
Prof. Warlamis stellte sich als bildender Künstler vor, der aus seinem
tiefen Glauben heraus Christus und seine Darstellung in den
Mittelpunkt seines Lebens gestellt hat. Mehr als 300 großformatige
Christusbilder hat er geschaffen und sich mit dem Dargestellten auch
darüber unterhalten. Mag. Schremmer las eine Passage dieses Dialoges
aus dem großen Christus-Buch des Künstlers vor. Walamis meinte, das
sei die Grundlage für den Kirchenbau in Waidhofen gewesen. Diesen
Auftrag hat er übrigens erst angenommen, nachdem er ein Jahr mit der
evangelischen Gemeinde in engem Kontakt war und die Bedürfnisse
erkundet hatte. Das erklärt auch die vielfältige positive
Beeinflussung des gesamten Gemeindelebens in Waidhofen durch die
Entstehung dieses nicht sehr großen Pfarrzentrums.
Im weiteren Gespräch betonte Prof. Warlamis auch die ungeheure
Bedeutung der Hinführung der Kinder zum Glauben, deswegen auch der
besonders ausgeprägte und gestaltete Kinder-Bereich in der
Friedenskirche. Auch die Bezeichnung „Das Kunstmuseum, Akademie für
Kinder, Skulpturen-Erlebnispark“ für das KUNSTMUSEUM Waldviertel in Schrems zeugt von diesem überragenden Stellenwert der Kinder in
Warlamis´ Weltordnung.
Ein anderer und zum Nachdenken anregender Abend mit einem
außergewöhnlichen Menschen und Künstler! |
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Evangelische
Kirche in Waidhofen an der Thaya: |
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Weblink:
http://warlamis.at
http://www.idea-design.at
http://www.daskunstmuseum.at
http://www.evang-gmuend-waidhofen.at |
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21. September 2012
Moderne Sakralräume im liturgischen Gebrauch
Pater
Albert Gabriel SDS
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Moderne Sakralräume im liturgischen Gebrauch |
Pater
Albert Gabriel SDS, Rektor der Donaucity-Kirche und Pfarrer in
Kaisermühlen, kann auf eine 50jährige Priester-Erfahrung mit
unterschiedlichsten Gemeinden zurückschauen. Jugendseelsorger in Graz,
Gemeindeaufbau in Favoriten, Militärseelsorger auf dem Golan, Pfarre
Maria Hilf in Wien mit vielfältigen sozialen Problemen (Gründung der
GRUFT) und nach Rückgabe dieser Pfarre an die Erzdiözese Wien
plötzlich eine völlig neue Aufgabe: eine neue Kirche in einem (Wohn-)Gebiet,
das erst im Entstehen ist, der Donau-City.
Überraschend
für die Erzdiözese kam das Angebot der Stadt Wien, hier zwischen den
geplanten Büro- und Wohntürmen auch eine Kirche zu errichten. Damals
gab es „nur“ die UNO-City, das restliche Gelände sollte eigentlich die
Weltausstellung 1995 beherbergen, die aber nicht zustande kam. So
wurde 1996 ein Architekten-Wettbewerb ausgeschrieben und P. Albert war
zwar nicht in der Jury, durfte aber an den Besprechungen teilnehmen
und hoffte insgeheim, dass Heinz Tesars Entwurf das Rennen machen
würde. Als er
versuchte,
für dieses Modell zu argumentieren, wurde er bald unterbrochen mit dem
Hinweis, dass dieser Entwurf sowieso schon gewonnen hätte. Es gab also
von Anfang an einen breiten Fachkonsens, der sich aber auch auf die
liturgische Brauchbarkeit in der Praxis ausweitete, denn das Modell
wurde praktisch ohne Veränderungen umgesetzt und ist seit nunmehr 12
Jahren in vielfältigem Gebrauch.
P.
Albert beschreibt seine Position in der Donau-City als „absoluten
Glücksfall“, die Kirche sei für die Umsetzung der Liturgiereformen des
II. Vatikanischen Konzils maßgeschneidert und ermögliche eine aktive
Gemeindeteilnahme am Gottesdienst, aber auch ein reiches Gemeindeleben
im Untergeschoss der Kirche mit Gemeindesaal und diversen
Nebenräumlichkeiten. Sogar ein kleiner Pfarrgarten ging sich auf dem
sehr eng bemessenen Grundstück noch aus! P. Albert betont aber auch,
dass diese Kirche ein wirklicher Ort des Gebetes ist, dass untertags
immer wieder Menschen kommen um innezuhalten und stille Andacht zu
verrichten, ein Zeichen, dass die anheimelnde Atmosphäre des
Innenraumes angenommen wird und die strenge, aber durchbrochene
Außenhaut neugierig macht auf das Innenleben dieses Kreuzkubus.
Die
Gestaltung des Altarraumes und der liturgischen Geräte, alles aus
einer Hand und in perfekter Harmonie mit dem Bau, überzeuge durch die
Gleichrangigkeit der 4 wichtigsten Punkte in einer Kirche: Taufstein,
Altar, Ambo und Tabernakel, alles aus dunklem Granit roh behauen,
setzen starke Akzente im ansonsten hellen Holzausbau. Als einzigen
Kritikpunkt bringt P. Albert die mangelnde Höhe des Taufbeckens, das
ihm manchmal Kreuzschmerzen verursacht. Auch die liturgischen Geräte
wie Kelch, Patene oder Monstranz seien in der Praxis gut zu gebrauchen
und korrespondieren natürlich mit anderen Gestaltungselementen der
Kirche.
P. Albert macht eine so fröhlichen und rundum zufriedenen Eindruck,
wenn er von „seiner“ Kirche spricht, dass man sofort Lust verspürt,
dort einen Gottesdienst mitzufeiern und aktiv mitzugestalten! |
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Weblink:
http://www.donaucitykirche.at
http://de.wikipedia.org/wiki/Donaucitykirche
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22. September 2012
Exkursion zur Donaucitykirche
Führung Arch. Heinz Tesar
Heinz Tesar wird am 16 Juni
1939 in Innsbruck, Tirol, Österreich geboren. 1959 beginnt er seine
Laufbahn als freier Künstler und Ingenieur, studiert Architektur und
Städtebau an der Akademie der bildenden Künste in Wien 1961-65. Diplom
Magister architecturae 1965.
Mitarbeit bei Roland Rainer und bei Wilhelm Holzbauer, 1973 Eröffnung
eines eigenen Ateliers in Wien als frei-schaffender
Architekt. Er wird 1975 zum Mitglied der Grazer Autorenversammlung gewählt
und ist 1972-77 Vorstandsmitglied der Österreichischen Gesell-schaft
für Architektur. 1981 1. Preis im Wettbewerb für das Klösterliareal in
Bern/ Schweiz. Realisierung von Sozialwohnungsbau und einigen Um- und
Neubauten im sakralen und profanen Bereich in Österreich, seit 1989
Einladungen zu wichtigen Projekten und Realisierungen
für öffentliche Gebäude, Museen und Sakralbauten hier und im
internationalen Umfeld. 2000 Eröffnung eines weiteren Ateliers in Berlin.
Er erhielt folgende Auszeichnungen: 1982 Österreichischer Würdi-gungspreis
für Bildende Kunst. 1983 Preis der Stadt Wien für Architektur . 2000
Heinrich Tessenow Medaille in Gold. Mit dem Preis der Zentralvereinigung
der Architekten Österreichs/ Bauherrenpreis wurden ge-würdigt:
Pfarrkirche Untern-berg, Salzburg. Wohnsiedlung
Aspern (mit O. Häuselmayer, C. Pruscha, W. Wafler), Wien. Schömerhaus
Klosterneuburg bei Wien. Stadttheater und Keltenmuseum Hallein, Salzburg.
Museum Sammlung Essl, Klosterneuburg bei Wien. Kirche Donaucity, Wien.
Quelle:
www.architonic.com
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Exkursion zur Donaucitykirche,
Führung Arch. Heinz Tesar |
Bei
windigem und nicht sehr einladendem Wetter hat sich eine Schar
Interessierter aus Mödling und Umgebung zur Führung durch Architekt
Prof. Heinz Tesar in der Donau-City-Kirche eingefunden und wird zuerst
von Rektor P. Albert begrüßt, der am Vorabend im Karner so von seiner
Kirche geschwärmt hatte. Eine gewisse Unsicherheit, ob denn Prof.
Tesar auch wirklich kommen werde, ist durch sein pünktliches
Erscheinen schnell weggewischt und trotz des leichten Nieselregens
beginnen wir mit der Außenhaut, der inzwischen weltbekannten dunklen
Verkleidung aus Chromstahl. Tesar erklärt, dass es sich dabei um den
härtesten Stahl handelt, der normalerweise nur im Flugzeugturbinenbau
und ähnlich anspruchsvollen Gebieten verwendet wird. Dieses Material
tritt dann hochglänzend in Erscheinung. Die dunkle und eher matte
Oberfläche an der Kirche ist durch Säurebehandlung entstanden. Von der
Nähe erkennt man regelmäßige
Bohransätze in Abständen von ca 50 cm, die ein feines Muster ergeben
und neben den mehr als 100 kreisrunden Lichtöffnungen die eher
abweisende und extrem stabile Außenhaut auch ein bisschen verletzlich
und fragil erscheinen lassen.
Tesar erklärt die Grundidee des Entwurfs, einen möglichst kompakten
Baukörper teilweise in die Erde zu versenken, um so neben und zwischen
den riesigen Hochhäusern den Platz zu behaupten.
Auch die leichte Achsdrehung trägt dazu bei, den ständigen Vorbeistrom
der Menschen zu unterbrechen und auf das größenvergleichsweise winzige
und unbedeutend erscheinende Gebäude aufmerksam zu machen. Durch die
unterschiedlich großen Einschnitte an den senkrechten Kanten des Kubus
entsteht einerseits eine Kreuzquaderform, die von oben, also den
umliegenden Hochhäusern aus, gut erkennbar ist, andererseits werden insgesamt
8 kleine Würfel aus dem großen Würfel herausgeschnitten. Die Anwendung
der Zahl 8 war eine der Vorgaben für den Entwurf. Am Abend strahlen
durch die Innenbeleuchtung die vielen kreisrunden Öffnungen nach außen
und laden ein, das Kircheninnere zu betreten.
Sofort umfängt uns der allgegenwärtige warme und helle Ton des
Birkensperrholzes, das für Wand- und Deckenverkleidung verwendet
wurde, korrespondierend
mit dem ebenfalls hellen Industrieboden aus Ahornholz. Am Tag, auch
bei trübem Wetter, fällt von allen Seiten Licht ein ohne zu blenden.
Die Durchmesser der Lichtöffnungen sind 12 bzw. 60 cm, wobei die
teilweise schrägen Bohrungen der größeren Öffnungen eine Lichtführung
auf das Zentrum des Raumes hin ermöglichen. Nur die Wand hinter dem
Altar ist in einem kreisrunden Feld ohne das regelmäßige Muster dieser
Öffnungen, dafür
ist in diesem intarsierten Feld ein aus der Mitte gerücktes goldenes
Kreuz erkennbar mit einer kleinen Öffnung im Bereich der imaginären
Herzwunde Jesu. Hier liegt einzigartigerweise die Verglasung innen und
nur am Weihetag der Kirche, dem 26. November, fällt das Licht dann
genau auf den Kreuzweg (ein Geschenk des Architekten an die Kirche).
Das Thema der Herzwunde wird auch in der großen Öffnung in der Decke
der Kirche und noch einmal auf dem Vortragekreuz aus Ebenholz
aufgegriffen.
Prof. Tesar erklärt uns, dass es sich bei seiner Bauidee um einen
„Kreuzkubus mit Lichtnotationen“ handelt, er spricht nicht von
Fenstern oder Öffnungen, sondern vom Bauen mit festem Material und
eben mit Licht. Die jeweilige Interpretation durch die Betrachter ist
unterschiedlich und hängt mit dem Hintergrundwissen und den
Assoziationen des einzelnen zusammen, ist somit nicht vorgegeben.
Angesprochen auf den Gebrauch und damit auch den Blumenschmuck der
Kirche erklärt Prof. Tesat schmunzelnd, dass er es längst aufgegeben
habe, sich darüber den Kopf zu zerbrechen, denn Blumenschmuck ist
offensichtlich nicht „vermeidbar“, wiewohl es ihm und auch P. Albert
ohne Blumen besser gefiele. Eine interessante Begegnung mit einem sehr
menschlich wirkenden „internationalen Architekturstar“! |
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Weblink:
www.donaucitykirche.at
http://de.wikipedia.org/wiki/Donaucity-Kirche
http://www.architektur-online.com/aktuelles/1557-heinz-tesar-wer-nicht-liebt-darf-nicht-bauen
http://www.architonic.com/aiabt/atelier-heinz-tesar/5203262
http://www.sauritschnig.at/referenzen/kirche-donaucity-wien.html
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