Übersicht alle
bisherigen Ausstellungen |
KIK Fotos und Berichte
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10. September 2011
Vernissage
weitere im Karner ausgestellte Werke von Herbert
Brandl:
Pressefoto der Vernissage:
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Zur
Vernissage von Kunst im Karner kam auch der Künstler Herbert Brandl
selbst und sein Freund, der großzügige Leihgeber der ausgestellten
Kunstwerke, Thomas
Angermair. Ein Zeichen dafür, dass das Konzept "Ausstellungen
bildnerischer Kunst in einem sakralen Rahmen" sehr wohl
Interesse weckt. Es war ein warmer Spätsommerabend und so blieben
die vielen Besucher noch lange im Gespräch über die tollen
Bergbilder von Herbert Brandl zusammen. |
Begrüßung
durch Doris Frass: |
"Ein
Wallfahrtslied."
Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen, von welchen mir Hilfe kommt.
Meine Hilfe kommt vom HERRN, der Himmel und Erden gemacht hat.
Er wird deinen Fuß nicht gleiten lassen, und der dich behütet,
schläft nicht.
Siehe, der Hüter Israels schläft noch schlummert nicht.
Der HERR behütet dich; der HERR ist dein Schatten über deiner
rechten Hand,
dass dich des Tages die Sonne nicht steche noch der Mond des Nachts.
Der HERR behüte dich vor allem Übel, er behüte deine Seele.
Der HERR behüte deinen Ausgang und Eingang von nun an bis in
Ewigkeit!
..haben
wir gehört, wunderschön gesungen von Sylvia Bergsmann und ihren
beiden Kolleginnen, und wir werden es gegen Ende der Vernissage noch
einmal hören.
Der Berg, die Berge stehen im Mittelpunkt unserer heurigen
Ausstellung und Veranstaltungsreihe im Karner und es ist dies ein
Thema, das offensichtlich viele anspricht und begeistert.
Bergsteigen und Bergwandern ist der Österreicher liebste
Freizeitbeschäftigung und man braucht nur an einem schönen
Wochenende die Kolonnen auf der Südautobahn beobachten, die die
bergbegeisterten Flachländer Ostösterreichs nach einem anstrengenden
aber beglückenden Tag auf Schneeberg oder Rax wieder nach Wien
zurückbringen. Warum treibt es heute so viele, junge wie ältere
Menschen, in ihrer Freizeit hinauf auf die Berge? Was suchen sie
dort? Ist es nur die frische Luft oder die Sonne an einem nebeligen
Wintertag? Ist es die schöne Aussicht oder die sportliche
Herausforderung? Oder ist es auch etwas anderes?
Wir
werden versuchen, dies in den nächsten zwei
Wochen ein bisschen zu ergründen und darzustellen und es wäre nicht
Kunst im Karner, wenn wir nicht auch den 2. Vers von Psalm 121
berücksichtigen würden: „Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen, von
welchen mir Hilfe naht – Meine Hilfe kommt vom Herrn, der Himmel und
Erde gemacht hat.“ Dieses alttestamentarische Wallfahrerlied, das
gebetet wurde beim Anstieg aus der Ebene in das Bergland von Judäa
und weiter zum Tempelberg in Jerusalem, ist in der röm.kath. Kirche
gleichermaßen beliebt und bekannt wie bei den evangelischen
Gemeinden und zeigt einen anderen Aspekt der Bergwelt auf: als Ort
der Gottesoffenbarung und Gottesbegegnung, - und das erstaunlicher
Weise in praktisch allen Religionen.
Und was wäre besser geeignet, das Thema Berg hier am Rande des
lieblichen Wienerwaldes gegenwärtig zu machen, als die monumentalen
und doch subtilen Bergbilder von Herbert Brandl, die gerade noch in
den Karner hineinpassen, mit ihren Pinselstrichen die
Leinwandbegrenzung quasi überschreiten und uns den eisigen Hauch
aber auch die Erhabenheit der höchsten Gipfel ahnen lassen?
Über
den Maler Herbert Brandl möchte ich allerdings jemand Berufeneren
sprechen lassen, es ist wunderbar, dass der Kurator der kommenden
großen Brandl-Retrospektive im Bank Austria Kunstforum, Herr Mag.
Florian Steininger, eine Werkeinführung machen wird! Nur kurz will
ich erwähnen, wie es zu dieser Ausstellung gekommen ist:
Im Frühjahr 2010 waren Andrea Schubert, Dr. Heine und ich in
Klosterneuburg, um mit dem Kurator von der Sammlung Essl die
Leihgaben für die Hermann Nitsch-Ausstellung auszuwählen. Stolz
führte uns Herr Oberhollenzer durch die ausgedehnten Depots des
Essl-Museums und zog hier und dort eine Hängewand heraus, um uns
besondere Leckerbissen zu zeigen. Dabei gab es auch einige
großformatige Arbeiten von Herbert Brandl zu bestaunen. Wir drei
waren sozusagen „hin und weg“ und der Eindruck dieser Berg- und
Landschaftsbilder ließ uns nicht mehr los. „Leider für unsere
Ausstellungsphilosophie nicht brauchbar, was für ein religiöses
Thema sollen wir mit Landschaftsbildern machen?“ bedauerten wir uns
gegenseitig, bis Dr. Heine nach dem Besuch der großen
Albertina-Ausstellung mit den Monotypien Herbert Brandls im
vergangenen Herbst ganz begeistert meinte: „Der Berg, das ist unser
Thema, und was für eines!“
Nach
einem ersten Kontakt mit Prof. Brandl sah es mit Leihgaben nicht so
gut aus, der Terminkalender und die Auftragslage ließen praktisch
keinen Spielraum für eine kleine „unspektakuläre“ Ausstellung mit
Bergbildern zu. Durch Zufall, besser gesagt durch das Internet stieß
ich auf den Kunstsammler Mag. Thomas Angermair, der vom Konzept und
der Idee von Kunst im Karner gleich begeistert war und auch Prof.
Brandl dafür gewinnen konnte. Erstaunt erfuhren wir von der mehr als
umfangreichen Sammlung von Familie Angermair, die mehr oder minder
ausschließlich Arbeiten von Herbert Brandl kaufen. Es war wirklich
eine große Freude, die Begeisterung und Kompetenz von Thomas
Angermair zu erleben und ich möchte mich auf das herzlichste für
diese tolle und unkomplizierte Zusammenarbeit bedanken. Er wird
Ihnen nun etwas zur Werkauswahl und Leihgebung sagen.
Es
ist schön , die beiden Vizebürgermeister Ferdinand Rubel und Gerhard
Wannenmacher hier begrüßen zu dürfen! Inzwischen gibt es ja schon so
etwas wie einen Fanclub für unsere Ausstellungen und es ist
wunderbar, so viele vertraute Gesichter zu entdecken.
Bedanken möchte ich mich auch für die finanzielle Unterstützung
durch die Stadtgemeinde, durch den LIONS-Club Mödling und natürlich
beim Rotary Club Mödling, der uns von der ersten Ausstellungsstunde
an die Treue hält! Vielen Dank auch an die Mitglieder des Vereins
Kunst im Karner, speziell Andrea Schubert, Martina Klein und den
auch vor handwerklichen Tätigkeiten nicht zurückschreckenden Dr.
Klaus Heine. |
nach oben |
(Text:
df, Fotos:
gm) |
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11. September 2011
"Nanga Parbat“ ein Film
von Joseph Vilsmaier
Erstbesteigung des Nanga Parbat 1953
durch Hermann Buhl:
Buhl war nicht nur der
erste Mensch, der den Nanga Parbat im Alleingang bezwang, sondern den
ersten Achttausender überhaupt. Um seinen Erfolg auch danach noch
belegen zu können, hinterließ er die pakistanische Flagge und seinen
Eispickel.
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Nanga Parbat - in sehr eindruckvollen Bildern zeigt der Film von
Joseph Vilsmaier, welche Faszination die an sich lebensfeindlichen
höchsten Berge der Welt auf Menschen ausüben. Kein Mensch und kein
Tier kann in diesen Regionen längere Zeit überleben. Der Körper kann
sich auch in Ruhephasen nicht mehr regenerieren. Kälte, Lawinen und
steile Felswände stellen eine ständige Bedrohung dar. Trotzdem gibt
es Menschen, die immer wieder aufbrechen und in diese Höhen
hinaufsteigen.
Der
Film berichtet über eine der Tragödien am Nanga Parbat, aus der
Sicht von Reinhold Messner. 1970 stieg er bei ungünstigen
Bedingungen vom letzten Lager alleine zu dem 8125 Meter hohen Gipfel
auf, ähnlich wie 17 Jahre zuvor sein großes Vorbild Hermann Buhl.
Einige Zeit später folgte ihm sein Bruder Günther, der aufgrund des
raschen Aufstiegs stark unter der Höhenkrankheit zu leiden begann.
Die Brüder stiegen daher nach dem Gipfel nicht den Aufstiegsweg
durch die schwierige Rupalwand wieder ab, sondern auf der
unbekannten, aber als etwas leichter eingeschätzten Diamirflanke
hinunter.
Dabei
kam Günther ums Leben, wahrscheinlich wurde er von einer Lawine
erfasst. Reinhold konnte nach mehreren Tagen des Herumirrens von
Hirten gerettet werden. Menschen helfen einem Fremden, der sich in
höchster Not befindet. In der Folge war Reinhold mehrere Male am
Nanga Parbat unterwegs, um seinen Bruder zu suchen. Erst 30 und 35
Jahre nach dem Unglück wurden sterbliche Überreste eines
Bergsteigers auf der Diamirseite gefunden, die höchstwahrscheinlich
von Günther stammen. |
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vorherigen Bericht |
(Text:
jm, Fotos(nur N-Seite):
ck) |
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13. September 2011
Die Faszination der Berge
Lukas Schanzer
(Hubertushaus, Hohe Wand)
Richard Posch
(bergwandernder Pfarrer)
Sepp Müller (Anningerbegeher)
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Lukas Schanzer, unser Pfarrer Richard Posch
und Sepp Müller
führten
durch den Gesprächsabend über die Faszination der Berge, Gerhard
Wagner und Oskar Grande waren leider kurzfristig bzw.
gesundheitsbedingt verhindert.
Lukas Schanzer bewirtschaftet zwischen März und Weihnachten die
Hubertushütte auf der Hohen Wand, die nicht direkt mit dem Auto zu
erreichen und daher nicht einer breiten Masse an Ausflüglern
zugänglich ist. Die meisten Einkehrer sind Kletterer. Dies
macht
einen großen und für ihn entscheidenden Unterschied zum Stuhleck,
das er vorher bewirtschaftet hat.
Er spürt und liebt die Kraft des Platzes, an dem die Hütte steht, er
genießt die Ruhe und Einsamkeit und dass die Tiere des Waldes (auch
Steinböcke, Gemsen), zumindest unter der Woche bis vor seine Hütte
kommen.
Pfarrer
Richard Posch hat seine
Leidenschaft fürs Bergsteigen während seiner Studienzeit entdeckt.
Sein Lieblingsberg ist der Schneeberg, den er schon ca.600 Mal bei
jeder Wettersituation begangen hat und dabei auch schon in
„Grenzsituationen“ gekommen ist. Er braucht das Bergsteigen als
Ausgleich, damit er „wieder brauchbar“ ist und gesteht sogar eine
gewisse „Abhängigkeit“ ein. Gut erinnerlich sind ihm zahlreiche gute
Gespräche bei zufälligen Bergbegegnungen, die oft einen größeren
Tiefgang bekommen als „in der Ebene“.
Sepp
Müller hat seit 1992 den Anninger, Hausberg der Mödlinger, mehr
als 2.800 Mal bewandert. Immer wieder auf einer anderen Route, immer
wieder Neues entdeckend und erforschend.
Die wunderbare Flora – es wachsen 10 Orchideenarten am Anniger, die
einmal entdeckt, immer wieder auffallen und erfreuen – und den
Wechsel der Jahreszeiten bewundernd; Grenzsteine mit verschiedenen
Aufschriften wie z.B. „1777 MT“ (bedeutet Grenzverlauf im Jahr 1777
unter Maria Theresia) oder „1677 L“ auch an verborgenen Plätzen
aufspürend.
All sein Wissen, (auch rein wissenschaftliche Daten) das er im Laufe
der Jahre gesammelt hat, ist unter
http://anninger.heimat.eu abrufbar.
Allen dreien ist anzumerken, welche Begeisterung
und Faszination die Bergwelt in ihnen hervorruft, eine Faszination,
die sich gar nicht leicht in Worte fassen lässt, vielleicht auch,
weil das Erleben zu intim ist.
In
der regen Gesprächsbeteiligung der Besucher des Abends hat sich
herausgestellt, dass die Berge viel Unterschiedliches bieten:
- Ruhe
- Kraft
- Meditation
- körperlicher Ausgleich zum Alltag
- prachtvolle Natur im Jahreswechsel
- wunderbare Ausblicke
- Sonnenschein über den Wolken
- Nähe zum Himmel
- Kameradschaft unter den Wanderern – Bergsteigern
- Probleme relativieren sich
- Personen werden eher als Individuen wahrgenommen als in der
Großstadt |
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vorherigen Bericht |
(Text: mk, Fotos:
as) |
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14. September 2011
Die Berge -
Sitz der Götter?
Persönliche
Erfahrungen:
Günter Virt
(Ordin. em. für Moraltheologie, Universität Wien, Mitglied des EU-Ethikbeirates)
Michael Hasslinger
(Techniker, stv. Direktor der
Foundation for Shamanic Studies Europe)
Ein wunderbarer Regebogen,
fast ein ganzer Halbkreis, spannte sich eine
Viertelstunde vor dem Gespräch im Karner
über ganz Mödling:
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Persönliche Berg-Erfahrungen von Günter Virt und
Michael Hasslinger
Der
Moraltheologe Günter Virt („Normaltheologe, nicht
Moraltheologe!“laut M. Hasslinger) und der Bauingenieur DI Michael
Hasslinger kennen einander aus der Zeit, als
Hasslinger in der Mödlinger Pfarrjugend von St. Othmar aktiv
war und Virt gemeinsam mit Wilhelm Müller
Kaplan bei Dechant Kowatschitsch war.
Sie gingen
bergsteigen:
1968 den Tauernweg gemeinsam mit Kpl. Norbert
Roth und 1971 eine 120km Skitour von Chamonix nach Saas-Fee.
Als Günter Virt Studentenseelsorger in Wien
wurde und Hasslinger an der TU studierte,
erweiterte sich die Runde und auch die Ziele wurden höher, aber als
der Mont Blanc bezwungen war, suchten sie eine noch größere
Herausforderung: der Europa am nächsten liegende 7000er sollte es
sein, also ein Berg im östlichen Hindukusch
(Afghanistan).
G. Virt erklärt zuerst Grundsätzliches zum Bergsteigen und
Parallelen in unserem Leben:
Jede Bergtour beginnt mit einem Aufbruch und voller Hoffnung auf
gutes Wetter, Gipfelsieg, sichere Heimkehr, aber auch auf ein
Gemeinschaftserlebnis.
In jedem einzelnen von uns steckt viel Hoffnung, leider gibt es auch
viele Enttäuschung im Leben „die große Hoffnung“ bleibt im Gegensatz
zu den „kleinen“ jedoch immer bestehen (Karl Barth).
Der Bergsteiger muss bei jedem Schritt aufpassen, die ganze
Aufmerksamkeit in den nächsten Schritt legen, sich auf das Hier und
Jetzt konzentrieren, sonst verunglückt er. Allein das ist bereits
eine wichtige Übung und zugleich Meditationserfahrung, die im
täglichen Leben nicht leicht gelingt, zu sehr sind wir oft von
Vergangenem und Zukünftigem in Bann gezogen.
Andererseits führt die Monotonie des Gehens zu einem „loslassen“ und
damit zu einem veränderten Bewusstseinszustand, nicht „man geht“,
sondern „es geht“ oder „man wird gegangen“, bewegt von einer Kraft,
ähnlich dem „ruach“, dem Geist Gottes, der einen bewegt.
Auch Disziplin ist am Berg überlebenswichtig: in der „Todeszone“
muss man die Atemzüge pro Schritt genau mitzählen, macht man zu
wenige, ermüdet man noch schneller und wird höhenkrank und muss
unverhältnismäßig lange Pausen machen.
Bergsteiger, die über 6000m aufsteigen, berichten von veränderten
Sinneswahrnehmungen und durch den Sauerstoffmangel bedingte
„Nahtod-Erlebnisse“. GV erzählt von solchen Sensationen im 2.
Hochlager bei der Besteigung des 7.492m hohen Naw Shakh (höchster
Berg Afghanistans).
M. Hasslinger erklärt, dass Shamanen ähnliche
Nahtod-Erlebnisse auf ihren „Reisen in andere Räume“ haben, diese
aber nicht durch Sauerstoffmangel beim Besteigen hoher Berge,
sondern durch Halluzinogene und/oder intensive Schmerzerfahrungen
hervorgerufen werden. Hohe Berge sind/waren in praktisch allen
Religionen „heilig“, werden/wurden aus Ehrfurcht vor dem „Sitz der
Götter“ und auch wegen der alpinen Gefahren aber gemieden und
keinesfalls bestiegen. Erst die „Erfindung des Tourismus“ durch die
Engländer im 18. Jhdt. machte das Bergsteigen zu einem sportlichen
und beinahe kriegerischen Ereignis.
In den abrahamitischen (monotheistischen) Religionen erfahren wir
Gott nicht konkret nur an einem Ort (im Gegensatz zum Animismus
mancher Naturvölker), sondern Gott kommt auf uns zu (vgl. Ps 121:
“Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen, von welchen mir Hilfe
kommt. Meine Hilfe kommt vom Herrn, der Himmel und Erde gemacht
hat…“). Der Berg wird so zu einem Ort der personalen
Gottesbegegnung.
Der Spruch „ Auf den Bergen ist man Gott näher“ stimmt so nicht, nur
im metaphorischen Sinn ist ein Konnex da.
Pfarrer Klaus Heine:
Seit Aufklärung wurde die Welt „entgöttert“, wir können nicht mehr
die gleichen Erfahrungen machen wie die Menschen früher.
Hasslinger:
Wir alle hoffen, dass es hinter der Wirklichkeit noch etwas gibt.
Jeder will da eine kleine Erfahrung machen und wenn da etwas
Spirituelles ist, dies in die Wirklichkeit herüberholen. Im
Shamanismus gelingt dies oft in Leid und Schmerz, die Wirklichkeit
verschiebt sich, es reicht bis zum Ver-rücktsein.
Wir im Westen können keine Shamanen im indigenen Sinn sein,
höchstens kleine Erfahrungen aus Trancezuständen herüberretten, die
vielleicht ein Mosaiksteinchen ergeben. Die Propheten (der Bibel)
sahen im Gegensatz dazu aber ganze Mosaik-Bilder.
Pfarrer Jantsch auf die Frage, ob denn ein Christ sich überhaupt auf
shamanische Reisen einlassen darf: „Passen´s gut auf und lernen´s
was!“
Hasslinger: „Ich bin durch die Beschäftigung mit Shamanismus
keineswegs zu einem schlechteren Christen geworden, habe eher eine
Bestätigung für meinen Glauben gefunden.“
Virth:
Man kann keine spirituellen Erfahrung erzwingen. Heute zählt Wägen,
Zählen, Messen, vielleicht deshalb unsere große Sehnsucht nach
außergewöhnlichen Natur-Erlebnissen.
Auch Gotteserfahrungen kann man nicht herbeiführen, jedoch Methoden
lernen, dafür „offen zu sein“. Erlebnis wird erst durch die
persönliche Interpretation zur Erfahrung und diese Interpretation
ist geprägt von unserer Herkunft und Tradition. |
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vorherigen Bericht |
(Text:
df , Fotos:
js & gm) |
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17. September 2011
“Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen”
Begrüßung durch
Doris Frass:
Die Bedeutung der Berge in der
Heiligen Schrift. Gott ist größer:
Gespräch mit
Pfarrer i. R. Klaus Heine und
Pfarrer Richard Posch
Pfarrer i.R. Klaus Heine
Pfarrer Richard Posch
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Um
die Bedeutung der Berge in der Heiligen Schrift ging es in dem
biblischen Gesprächsabend am 17.9.2011 im Mödlinger Karner.
Klaus Heine, ev. Pfr.
i.R., und Richard Posch, Pfr. von St.
Othmar hatten sechs Texte der Heiligen Schrift ausgewählt: |
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1. Bibeltext:
Buch Exodus, Ex 19, 1-20 bis Ex 20,v21
lesen hier...
Der Bundesschluss mit
dem Volk Israel am Berg Sinai
Die Gottesoffenbarung am Berg Sinai, der in anderen Überlieferungen
auch Horeb heißt, gehört zu den Urdaten der Erwählungsgeschichte
Israels. Es ist eigentümlich, dass die Lage des Berges bis heute
umstritten ist. Die heutige Überlieferung (beim Katharinenkloster
auf der Halbinsel Sinai) stammt erst aus byzantinischer Zeit. Die
vulkanischen Begleitumstände der Gotteserscheinung könnten auch auf
einen Berg 300 km östlich auf der arabischen Halbinsel weisen.
Mose ist der Mittler des Bundes, den Gott mit Israel schließt. Die
zehn Gebote sind rigoros in der Einschärfung der Einzigartigkeit
Gottes und dem Verbot anderer Götter, aber so wie am Anfang die
Heilstat der Befreiung aus der ägyptischen Sklaverei stand, stecken
die sozialen Gebote des Dekalogs einen Freiraum des Lebens ab.
Deshalb ist das Gesetz, die Thora, eine Wohltat Gottes und keine
Last.
Der Text aus Exodus Kap.19u.20 lässt die Frage offen, ob der Sinai
Wohnsitz Jahwes ist oder nur temporärer Offenbarungsort. |
2. Bibeltext: Buch der
Könige, 1Könige 18, 16b-46
lesen
hier...
Elija ruft das Volk auf den
Berg Karmel und fordert eine Entscheidung
Die Bedeutung des “Berges” Karmel
(Fruchtgarten) liegt nicht in seiner Höhe (552 m), sondern weil er
der Ort der kämpferischen Entscheidung zwischen dem kanaanäischen
Fruchtbarkeitsgott Baal und dem Bundesgott Jahwe ist. Der Prophet
Elia hat die Israeliten versammelt, um die synkretistische
Religionsvermischung zu beenden und durch einen Opferwettstreit
(1.Kön.18) das Volk wieder zur Eindeutigkeit der Jahweverehrung
zurückzuführen. Dabei wird Baal in seiner zentralen Kompetenz
angegriffen: Wer ist der Spender des befruchtenden Regens? Jahwe ist
es, der seit drei Jahren den Regen zurückhält und ihn nun nach dem
Gottesurteil wieder auf das Land niederrauschen lässt. |
3. Bibeltext:
Buch der Könige, 1Könige 19, 8-18
lesen hier...
Die Gottesoffenbarung,
die Elia am Berg Horeb erfährt
Die Gottesoffenbarung, die Elia am Berg Horeb widerfährt,
unterscheidet sich charakteristisch von der des Mose. Nicht mit
Feuer, Sturm und Erdbeben kommt Jahwe Elia nahe sondern in einem
sanften, leisen Wehen spricht er zu ihm und erteilt seinen Auftrag. |
4.
Bibeltext: Psalm 121
lesen hier...
“Ich hebe meine Augen
auf zu den Bergen”
Der Psalm 121 hat mit seiner ersten Zeile “Ich hebe meine Augen auf
zu den Bergen” der Ausstellung im Karner den Namen gegeben. In
diesem Dialog zwischen Wallfahrer und Jerusalemer Priester in einem
Entlassungszeremoniell wird dem unsicheren, bangen Wanderer die
Gewissheit zuteil, dass nicht die auf den Bergen hausenden Baalim
Hilfe bringen, sondern der Gott, der Himmel und Erde geschaffen hat,
der nicht schläft wie die Vegetationsgötter, sondern den Gläubigen
Tag und Nacht behütet vor allen Gefahren.
Der Zion, ein 700 m hoher Hügel in Jerusalem, ist kein hoher Berg,
hat aber durch den auf ihm errichteten Tempel und die damit
verbundene Präsenz Jahwes eine ungeheure symbolische Bedeutung
gewonnen. Er ist der Ort, an dem Gott seine endzeitliche
Friedensherrschaft aufrichten wird, die nicht nur Israel sondern
alle Völker umfassen soll. Er wird auch im Christentum zur
Bezeichnung des zu Gott gehörenden Volkes (“Dein Zion streut dir
Palmen...”). Mit Zionismus wird die nationale jüdische
Rückkehrbewegung ins Heilige Land benannt. |
5. Bibeltext:
Matthäusevangelium, Mt 17, 1-9
lesen hier...
Drei Jünger sehen Jesus
in Herrlichkeit am Berg Tabor (Verklärung)
Besonders im Matthäusevangelium spielen Berge in typologischer
Entsprechung zum Alten Testament eine Rolle (Bergpredigt, Tabor,
Berg der Aussendung etc.) Im 17.Kap.findet sich eine “vorgezogene”
Ostergeschichte. Auf dem Berg Tabor erscheint Jesus vor den engsten
Jüngern im Glanz himmlischen Lichtes. Er spricht mit den Großen des
Alten Bundes Mose und Elia. Gott bekennt sich aus einer
enthüllend-verhüllenden Wolke zu seinem Sohn wie schon bei der
Taufe. Was im Alten Testament gemeint war, kommt in Jesus zur
Erfüllung. Es lässt auch die alte Überlieferung in ihrem Sinn erst
richtig verstehen. |
6. Bibeltext:
Johannesevangelium, Joh 4, 19-26
lesen hier...
Gottesverehrung:
Berg Zion oder Garizim, die Frau aus Samarien fragt Jesus
Der letzte Text aus dem Johannesevangelium im 4.
Kap. bringt eine letzte Klärung.
Jesus ist im Gespräch mit einer samaritanischen Frau. Sie stellt die
Frage, auf welchem Berg denn die richtige Gottesverehrung
stattfinde, auf dem Berg Garizim oder auf dem Zion in Jerusalem. Die
Samariter hatten von der jüdischen Überlieferung nur die fünf Bücher
Mose übernommen. Ihr Heiligtum war auf dem Garizim. Die Juden waren
ihnen gegenüber feindselig eingestellt.
Jesus überwindet die Alternative. Weder da noch dort wird der Ort
der Anbetung Gottes sein. Er wird im Geist und in der Wahrheit
angebetet. Es gibt keine besonderen Berge oder heiligen Orte mehr.
Die ganze Welt gehört Gott. Der alleinige Zugang zu ihm ist der
Sohn, den er in die Welt gesandt hat. Deshalb kommt alles darauf an,
mit Christus verbunden zu sein.
Die Erhabenheit der Berge kann uns erschüttern und zum Gotteslob
drängen. Aber sie sind nicht selber heilig. Gott ist immer größer
und souverän in der Zuwendung seines Geistes. |
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Am Schluss des
Gesprächs gratulierte Doris Frass Klaus Heine und auch seiner Frau
Hilde zu den unmittelbar bevorstehenden runden Geburtstagsfeiern: |
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vorherigen Bericht |
(Text:
kh, Fotos:
gm) |
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18. September 2011
Ernst Krenek, Reisebuch aus den österreichischen
Alpen
Alexander
Kaimbacher (Staatsoper Wien)
und Anna Sushon
(Neue Oper Wien)
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Einführung von
Doris Frass in das Leben und Werk von Ernst Krenek |
1928 kehrte
Ernst Krenek nach 8 Jahren
kompositorischer Tätigkeit in Deutschland und der Schweiz mit seiner
zweiten Frau, der Schauspielerin Berta Hermann, nach Wien zurück.
Auf Grund der längeren Abwesenheit und wohl auch wegen der sich
ändernden politischen Umstände wird Krenek seine Liebe zu Österreich
bewusst, aber auch, dass er seine Heimat gar nicht richtig kennt.
Gemeinsam mit seinen Eltern macht er im Mai 1929 eine dreiwöchige
„Pilgerfahrt zu den Heiligtümern der österreichischen Landschaft und
Geschichte“, wie er es selbst in seiner Autobiografie „Im Atem der
Zeit“ bezeichnet.
Beginnend mit Mariazell über das Ennstal (Stift Admont – „Kloster in
den Alpen“), Bad Aussee, Hallstatt („Friedhof im Gebirgsdorf“), geht
es über den Radstädter Tauern, Katschberg nach Gmünd, weiter zum
Millstätter See („Heißer Tag am See“), nach Lienz („Kleine Stadt in
den südlichen Alpen“) und wieder zurück nach Wien (Stammerdorf-
Epilog). Sofort nach seiner Rückkunft macht er sich daran, seine
Reiseeindrücke zu vertonen, wobei die tagebuchartigen, witzigen und
treffsicheren Texte gleichzeitig mit der Musik entstehen. Nach nur
20 Tagen sind die 20 Lieder des Zyklus op.62 vollendet und werden
auch sofort verlegt, Kreneks Erfolg mit der Jazz-Oper „Johnny spielt
auf“ ist ja auch in Wien noch in guter Erinnerung. Trotzdem kommt es
lange zu keiner Aufführung des Liedzyklus in Österreich, den
Vertretern der „Moderne“ ist der Stil zu „konventionell“, den
anderen doch zu atonal, sodass Krenek das Gefühl hat, musikalisch
„zwischen zwei Stühlen zu sitzen“. Erst in den späten 60er Jahren
erfolgt Kreneks breite Anerkennung auch in Österreich, nachdem er in
der amerikanischen Emigration als Kompositionslehrer und „one-man
history of twentieth-century music“ Karriere gemacht hatte.
Von 1983 bis 1990 verbringt er auf Einladung
der Schönberggesellschaft und Betreiben des Mödlinger Musikwissen-schafters
Prof. Walter Smolyan jeden Sommer einige Monate im Mödlinger
Schönberghaus in der Bernhardgasse und fühlt sich in seiner alten
Heimat sehr wohl. In dieser Zeit wird auch das Reisebuch aus den
Österreichischen Alpen mit Prof. Kurt Equiluz einstudiert und u.
a. im Essinger-Haus zur Aufführung
gebracht. |
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Die heutige Aufführung mit
Alexander Kaimbacher
und Anna
Sushon im Mödlinger Karner
bildet nicht nur einen musikalischen Höhepunkt dieses
Rahmenprogramms. Mit unglaublich präziser Sprache und
schauspielerischem Talent erfüllt Alexander Kaimbacher die Lieder
mit Leben und bringt die Pointen Kreneks treffsicher auf den Punkt.
Wunderbare Intonierung und ein gewaltiger Stimmumfang kennzeichnen
den sicheren Vortrag, der mit jedem Ton die Liebe des Tenors zu
diesem Werk mitschwingen lässt.
Meisterhaft begleitet und modelliert der sehr schwierige Klavierpart
von Anna Sushon, welche die unterschiedlichsten Stimmungen und
Klangfarben der Stücke greifbar macht und die schwierige Akustik des
Karners bestens im Griff hat. Ein bemerkenswerter Abend mit einem
sehr dankbaren und begeisterten Publikum. |
Weblink &
Kontakt:
http://www.alexanderkaimbacher.at |
nach oben zum
vorherigen Bericht |
(Text:
df, Fotos: gm) |
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21. September 2011
Von den Kindern bis zu den Senioren:
Die Aktivitäten des Österreichischen
Alpenvereins
Oesterreichischer
Alpenverein - Sektion Mödling
Brühlerstraße 5,
2340 Mödling
Öffnungszeiten Di und Do 17:00 - 19:00 Uhr
Telefon und Fax
02236 / 47 249
info@alpenverein-moedling.at
http://alpenverein-moedling.at
Zur Modernisierung der
Mödlinger Hütte
Es waren Bergsteiger aus Mödling, die
schon um 1904 am Kamm des Treffnerbodens einen alpinen Stützpunkt
planten. Sieben Jahre später fand die Holzschlägerung statt; mittels
Wandergatter wurde der Baustoff vor Ort geschnitten und so mit dem
Hüttenbau begonnen.
Der klassische Anstieg führt von Johnsbach in 2 1/2 Stunden hinauf.
Der Übergang zur Oberst Klinke Hütte ist in 2 Stunden gehbar und für
ganz Schnelle führt von Gaishorn im Paltental aus eine Mautstraße
weit hinauf. 20 Minuten Restgehzeit.
Quelle:
www.moedlingerhuette.at
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Mit einem eindrucksvollen Feuerwerk an unterschiedlichsten
Bergbildern begann der Vortrag des langjährigen ÖAV-Mitglieds und
Tourenführers Paul Humann, um die unterschiedlichen Aufgaben und
Herausforderungen des Österreichischen Alpenvereins zu
demonstrieren. Neben der Ausübung und des Unterrichts der
diversesten Bergsportarten zählt die Hütten- und Wegebetreuung (bei
der Sektion Mödling sind das allein mehr als 55km rund um die
Mödlinger Hütte) und der Umwelt- und
Naturschutz zu den wichtigsten Aspekten. Nach einer kurzen
persönlichen Einleitung, die das Gemeinschaftserlebnis beim
Bergsteigen in den Vordergrund rückte, kamen auch einige andere
Beweggründe für das “wirtschaftlich gesehen vollkommen sinnlose auf
die Berge gehen“ zur Sprache.
Matthias Merz, seit circa eineinhalb Jahren
Obmann der Mödlinger Sektion, erklärte anschließend die
unterschiedlichsten Aktivitäten des ÖAV, die von der Jugendarbeit
mit ersten Naturerlebnissen bis zur Seniorenwandergruppe alle
Sportlichkeitsgrade abdeckt und vielen Talenten Entwicklungsraum
bietet. Mit dem neuen Vereinslokal in der Brühlerstraße 5 ist eine
bessere Präsentationsmöglichkeit gegeben und auch mehr Lagerraum für
Bergausrüstung (auch zum Ausleihen und Ausprobieren) vorhanden. 30
aktive Mitglieder betreuen die bergbegeisterten Teilnehmer der
unterschiedlichsten Aktivitäten.
Altbürgermeister Werner Burg erklärte die Anfänge der 1904
gegründeten ÖAV Sektion Mödling, die von
wohlhabenden Industriellen der jungen Stadt Mödling gegründet wurde.
In der Anfangszeit war Bergwandern und Bergsteigen ein Privileg der
Oberschicht, da schon die Anreise zu den Bergen für viele zu teuer
gekommen ist. Die1914 errichtete Mödlinger Hütte im Gesäuse war ein
idealer Ausgangspunkt für viele Touren und sparte den Mödlingern
Anfahrtswege. In seiner Funktion am Bauamt Mödling lernte Burg die
Mödlinger Hütte erstmals kennen und unterstützte als Bürgermeister
erste Sanierungsarbeiten. Ab 1996 erfolgte ein Ausbau und sukzessive
Erneuerung der Wasser – und Energieversorgung der auf 1523m
gelegenen Hütte.
2006 übernahm der Bauingenieur Hubert Janku die Aufgabe des
Hüttenwarts und erreichte durch den Einbau der umweltfreundlichen
Biorapsgeneratoren und Abwärmenutzung das Umweltzertifikat des ÖAV
und der Republik Österreich. Dies stellt neben den Komfortzimmern
und der bodenständigen „Genussküche“ einen weiteren Anreiz für die
mehr als 5000 jährlichen Besucher der Hütte. Durch
unterschiedlichste Events und Darbietungen ist die Mödlinger Hütte
auch Anziehungspunkt für viele Ausflügler aus dem Linzer und Grazer
Raum geworden.
Untermauert mit eindrucksvollen Bildern zeigte der Bogen der
Präsentationen das weite Spektrum der ehrenamtlichen Tätigkeit der
(Mödlinger) ÖAV-Mitglieder, die für den Österreichischen Tourismus
unschätzbare und unbezahlbare Dienste leisten und bei denen trotzdem
das Erlebnis „Berg“ und „Gemeinschaft“ nicht zu kurz kommt.
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(Text: df, Fotos:
as) |
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23. September 2011
Heilige Berge und Kultstätten aus geomantischer
Sicht
Erwin Frohmann
Geomantie
Raum und Mensch besitzen körperliche,
seelische und geistige Qualitäten, die in der Entfaltung des Lebens
einander stets beeinflussen. In holistischer Beziehung wirken die
sichtbaren wie unsichtbaren Dimensionen des Lebens zusammen und
gestalten die Evolution von Raum, Kosmos und Mensch.
Demzufolge versteht die Geomantie die Erde als lebendiges Wesen, das
analog zum Menschen, körperlichen Ausdruck, Vitalkräfte und
seelisch-geistiges Bewusstsein besitzt. Diese Bedeutung der
Geomantie zeigt sich auch in der Sprachwurzel wo Geo auf die
altgriechische Göttin Gaia zurückgeht und entsprechend steht für die
Wesenhaftigkeit der Erde steht. Mantie wiederum bezeichnet die
Wahrnehmung und das Erkennen der subtilen und unsichtbaren
Qualitäten des Raums.
Quelle:
www.raumundmensch.com |
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Zum Vortragsabend von Erwin Frohmann vom Institut
für Landschaftsarchitektur an der Universität für Bodenkultur in
Wien konnte Doris Frass bei diesem Vortrags-abend eine viel jüngere
Zuhörerschicht begrüssen als andere Male. Der Karner war bei diesem
nicht-religiösen Thema (oder doch?) bis
auf den letzten Platz besetzt. Ein Zeichen, dass dieses viele interessiert.
Erwin Frohmann ist nicht nur Hochschul-professor, er veranstaltet
auch gemeinsam mit seiner Frau mit ihrem "Institut für Raum
und Mensch" mehrstufige Ausbildungszyklen über "Persönlichkeit
& Landschaft", Mehrdimensionaler Raum" und "Praxis
und Anwendung". (Mehr im Kasten links) |
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Was ist Geomantie? |
Es gibt einen Wirkungszusammenhang zwischen
körperlicher, ästhetischer, atmosphärischer und sozialer Ebene. Die
Geomantie versteht Raum und Mensch als eine seelisch-körperliche
Einheit. Früher, vor Jahrtausenden konnten die Menschen, ohne
Ablenkung und Hektik der heutigen Zeit noch "viel mehr" wahrnehmen.
Damals entstanden Kultplätze als Ort der Beziehung. Viele Kultplätze
wurden später zu Kirchen. Die Landschaft wirkt auf die
Persönlichkeit. |
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Je beziehungsvoller
die Begegnung zwischen Mensch und Landschaft ist, umso
erlebnisreicher ist die Wahrnehmung. Persönliche Erfahrungen solcher
Beziehungen prägen sich im Menschen oft sehr stark ein, ja können
sogar vererbt werden. Als Beispiel nannte Erwin Frohman das
Vulkanland in der Steiermark um seinen Geburtsort Feldbach, das die
Stimmungen Geborgenheit und Freiheit bewirkt. |
Atmosphärische Ebene, der innere Raum:
Durch "einstimmen" (weg vom Alltag), "verbinden" (mit der
Landschaft), "empfinden & wahrnehmen" können wir in einer Landschaft
den Raum "beschreiben" und "verstehen". Wir beobachten an uns dann
Wahrnehmungsreaktionen, weil unser Körper auf den Raum regiert.
Bekannt sind beklemmende Ort, wo Verbrechen oder Unglücke
stattfanden. Es ist dies eine inspirative Wahrnehmung. |
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Erwin Frohmann führte
bei den Krimmler Wasserfälle einen Untersuchung
durch, wie die Landschaft - am Beispiel Wasserfall, Stein und Wiese - physisch auf
den Menschen wirkt. Der Wasserfall produzierte eindeutig eine höhere
Herzfrequenz, wobei dies unabhängig von Lautstärke und Temperatur
gemessen werden konnte. Ob wir es wollen oder nicht, der Raum, die
Landschaft, hat einen Einfluss auf uns Menschen. |
Berge und Kultstätten |
Berge haben für den Menschen nicht
immer etwas Bedrohliches, sie haben auch durchaus "Hüterfunktion"
wie Frohmann an Hand von Bildern des Dachsteins erklärte. Flüsse,
die sich in Mäandern schlängeln, haben die Spiralkraft in sich.
Durch das "Schlängeln" wird die Kraft des Wassers reduziert. Die
Frage bleibt, wie man sich das Seelenbewusstsein des Raumes - Berge,
Flüsse, etc, -
vorstellen kann. |
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Wir alle wissen und
haben teilweise schon persönlich die Wirkung von uralten heidnischen
Kultplätzen erfahren. Auch der Karner ist ein uralter Kultplatz,
aber auch ein Ort, wo schreckliches passiert ist. Gemeint ist die
fast völlig Ausrottung der Mödlinger Bevölkerung 1529 und dass
auch heute noch in der Krypta des Karners unzählige Skelette
gelagert sind. |
An bestimmten Orten im Raum wirkt eine spezifische
Kraft auf den Menschen, die Strahlkraft. Diese ist für den Menschen
eine spirituelle Erfahrung. Als Beispiele nannte Frohmann die Orte
von Mariener-scheinungen, wo Menschen eine "Begegnung mit der
Gottesmutter" gehabt haben. Viele Kirchen stehen auch auf
Bergen, wo alte Kultstätten warn: Georgiberg bei Micheldorf (OÖ)
oder z.B. Sonntagsberg (NÖ) |
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Heilige Berge
gibt es viele. Der berühmteste ist der Kailash in Tibet. Er ist
6714m hoch und wird von den Menschen auf einer 53km langen
Pilgerreise umrundet. Die Richtung ist von der Religion abhängig.
Der Berg ist aus Rücksicht auf seine religiöse Bedeutung bisher
unbestiegen. Eine negative Form "moderner Pilgerreisen" ist der
Massenansturm per Bergbahn auf Eiger und Jungfrau. |
Anninger & Kalenderberg in
Mödling
Am Schluss seines Vortrags brachte Erwin Frohmann auch einige
Gedanken über die Wirkung des Anningers auf Mödling: Lebenskraft
fließt vom Anninger über den Hang und den Mödlingbach nach Mödling. Kraftorte sind der Karner, der "Torhüter" (Kanzel) am Kalenderberg,
aber auch die Spitalskirche, die ursprünglich auf einem kleinen
Hügel stand. |
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Nach dem Vortrag gab es noch eine sehr lebhafte
Diskussion und viele Fragen aus dem Publikum, die Erwin Frohmann
geduldig beantwortete, so auch über die Seele (in Bedeutung Kraft &
Wirkung) von Pflanzen und Raum auf den Menschen. Frohmanns Antwort
war, dass diese nicht wahrzunehmen, aber empirisch erlebbar ist.
Eine Tatsache, die jeder oft erfährt. |
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(Text & Fotos: gm) |
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24. September 2011
Lesung aus
Christoph Ransmayr,
„Der fliegende Berg“
S. Fischer Verlag,
ISBN: 978-3-10-062936-4
Lesung
mit
Gerald Fürst
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Nach einer
kurzen Einleitung und Verlesung der „Notiz am Rand“ zum Thema
„Flattersatz“ und dass dieser nicht nur den Dichtern vorbehalten
sei, macht sich Gerald Fürst in seiner klaren und fein modulierten
Sprache daran, die beiden letzten Kapitel aus Ransmayrs „Fliegendem
Berg“ zu lesen. Darin geht es auch um die letzten beiden Kapitel in
der gemeinsamen Geschichte der irischen Brüder, die aufgebrochen
sind, den letzten unbestiegenen Berg zu besteigen, den Phur- Ri im
Transhimalaya, im Osten Tibets. Dieser letzte „weiße Fleck“ auf der
Landkarte war Liam und seinem Bruder schon lange im Sinn und nach
dieser Vorbereitungszeit hatten sie sich von Irlands Küste
aufgemacht, ihn zu besteigen.
Zuerst
ist von einem Konflikt die Rede, einem Vertrauensbruch, den Liam
scheinbar begangen hat, indem er allein vom Basislager losgegangen
ist. Sein Bruder keucht ihm hinterher, um schließlich für sich
herauszufinden, dass Liam ihn nur einige Photos vom Aufbruch als
Geschenk machen wollte. Von da an steigen sie in nie gekannter
Harmonie und im Gleichklang höher, um in 6400m Höhe zu biwakieren.
Liam umsorgt seinen stark an Höhenkrankheit leidenden Bruder und
lässt ihn zwei Nächte in der Todeszone überstehen, bis sich das
Wetter soweit bessert, dass an einen Abstieg zum Basislager zu
denken ist. Stattdessen möchte der Gesundete nun seinem Bruder Liam
ein Geschenk machen und drängt ihn dazu, den Gipfelanstieg zu
machen. Fast euphorisch kommen sie gut voran bis etwas passiert, was
nicht genauer beschrieben wird: nur an den Auswirkungen ist
nachvollziehbar, dass Liam offensichtlich umkommt. Ob die Brüder
vorher am Gipfel waren oder schon vorher umgekehrt sind, ist nicht
bekannt. Im Epilog wird klar, dass Liams Bruder sein nunmehr
geerbtes Vaterhaus aufgibt und eine Rückkehr nach Tibet plant, wobei
nicht nur die Liebe zu einer Frau, sondern auch der Tod seines
Bruders eine wichtige Rolle spielt.
Gerade im Auslassen der letzten dramatischen und tödlichen
Ereignisse liegt die Spannung in Ransmayrs Geschichte, nur die
unfassbare Trauer des zurückgebliebenen Bruders, seine Schuldgefühle
werden beschrieben und bleiben wie ein unüberwindbarer Berg stehen.
Ransmayr
hat das Schicksal der Brüder Messner am Nanga Parbat wohl zum Anlass
für diesen Roman genommen, dabei aber keinen Schlüsselroman
verfasst. Manchmal dreht er auch die Situation um, so ist zum
Beispiel der überlebende Reinhold Messner allein zum Gipfel
aufgebrochen und hat seinen Bruder Günther im Lager zurückgelassen.
Möglicherweise war das Buch auch ein Versuch, die Schuldgefühle des
überlebenden Bruders literarisch aufzuarbeiten, Ransmayr und Messner
sind ja eng befreundet und haben einige Exkursionen gemeinsam
unternommen.
Dieser Roman zeigt auf, dass man nicht
unbedingt selbst in die Todeszone der Achttausender aufsteigen muss,
um die Dramatik und durch die extreme Höhe veränderte Wahrnehmung
packend beschreiben und nachvollziehen zu können. Ein sehr
berührender und spannender Abend unter dem Gipfel von Herbert
Brandls „Großem Berg“ , - nicht zuletzt durch Gerald Fürsts fein
differenzierten und gut verständlichen Vortrag! |
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(Text: df, Fotos: js) |
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25. September 2011
Finissage
Gedanken zum Maler
Herbert Brandl
mit
Thomas Angermair Freund des
Künstlers, Sammler
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Der Rechtsanwalt Mag. Thomas
Angermair stellte nicht nur die Gemälde für diese Ausstellung zur
Verfügung, er erklärte sich auch bereit, über den Künstler und
Menschen Herbert Brandl zu sprechen, hatte dieser doch von Anfang an
klar gemacht, dass er nicht selbst für ein Gespräch zur Verfügung
stehe. Angermair erklärt, dass dies (genauso wie sein Fernbleiben
von der Finissage, wiewohl er sein Kommen ursprünglich zugesagt
hatte), keine Minderschätzung bedeute, sondern dem zurückhaltenden
und sprunghaften Naturell des Künstlers entspräche. |
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Geduldig beantwortete
der Rechtsanwalt und Sammler Fragen zur ersten Begegnung mit Brandl,
die nur durch die Hartnäckigkeit des vom Besitzerstolz eines ersten
Brandl´schen Aquarells Getriebenen zustande kam, über die
Entwicklung einer Freundschaft und monomanen Sammlertätigkeit, die
letztendlich den Gedanken an ein eigenes Museum für Brandl aufkommen
ließ. Fragen zur künstlerischen Entwicklung und den Malablauf wurden
ebenso beantwortet wie die Fixpunkte einer Künstlerkarriere:
internationale Ausstellungen und Betreuung durch renommierte
Galeristen. Besonders beeindruckend die Beschreibung der Mal- und
Druckvorgänge, die oft so schnell von statten gehen, dass ein kurzes
Verlassen des Ateliers nur mehr das fertige Bild bewundern lässt.
Brandls schwere Erkrankung 2009 und die Beeinflussung später
entstandener Arbeiten werden angesprochen, ebenso Pläne für die
erste große Retrospektive im Jänner 2012 im Bank Austria Kunstforum,
die den Künstler momentan sehr beschäftigen. |
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Durch den lebhaften und fast
liebevollen Ton wurde schnell klar, dass hier nicht nur ein
kunstbegeisterter Sammler, sondern auch ein echter Freund des
Künstlers spricht, der ihn behutsam begleitet und stets gespannt auf
die nächsten künstlerischen Entwicklungen ist.
Zum Schluss wurde Mag. Angermair nochmals sehr
herzlich für die Ermöglichung dieser Ausstellung bedankt und dies
durch einen langen und kräftigen Applaus des zahlreichen Publikums
bestätigt. |
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(Text: df, Fotos: gm) |
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