Kunst im Karner - 3.-20. Juni 2010
AUFERSTEHUNG
- Dionysos oder Christus ?

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  "Knotensäule", Logo von Kunst im Karner © Kunst im Karner - St. Othmar

Warum Nitsch
im Karner

Detail Schüttbild rot - copyright Hermann Nitsch
Detail Auferstehung II - copyright Hermann Nitsch
Detail Schüttbild rot - copyright Hermann Nitsch

Im Juni 2010 findet im Rahmen der 11. KUNST IM KARNER-Veranstaltungsreihe eine Ausstellung mit Gemälden von Hermann Nitsch aus der Sammlung Essl in Klosterneuburg statt.  Die Präsentation von Kunstwerken eines Künstlers, der schon öfter der Blasphemie bezichtigt wurde (diese Intention aber selbst immer bestreitet) in einem sakralen Raum stellt für unsere Pfarrgemeinde sicher eine Herausforderung dar. Eine Trennung von Kunstwerk und Künstler wird schwer bis gar nicht möglich sein, auch wenn die ausgestellten Bilder (wie in diesem Fall) keinerlei provokante Elemente enthalten.

Die weltweite Resonanz, die die Arbeiten von Hermann Nitsch hervorrufen, kann möglicherweise darauf zurückgeführt werden, dass er in unserem „Technisierungszeitalter“ ganz bewusst die direkte Sinneserfahrung in den Mittelpunkt seiner Arbeit stellt und damit bei vielen „den Nerv“ trifft, der bei einer hauptsächlich intellektuellen Auseinandersetzung mit Kunst nicht angesprochen wird. Diese ungewohnte oder auch verdrängte „sinnliche“ Berührung kann Angst und damit Ablehnung auslösen, wird von Nitsch aber als Katharsis (Reinigung) verstanden.

Immer wieder werden die Schlachtung und Verwendung von Blut bei den Aktionen von Nitsch, aber auch die Verwendung von liturgischem Gerät/Gewand und Textpassagen über Jesus Christus in blasphemischen Zusammenhang gebracht. Die Argumentation von Nitsch dazu ist, dass er nur bereits geschlachtete Tiere und Blut, das sonst entsorgt würde, verwendet. Auch die liturgischen Gegenstände wären bereits säkularisiert (man findet viele „entsorgte“ alte Messgewänder und liturgische Geräte bei Altwarenhändlern!) und würden von ihm nur als Zeichen/Symbole und nicht in entweihender Weise verwendet.

Der Künstler provoziert - er muss provozieren, damit er Aufmerksamkeit erweckt! Nitsch instrumentalisiert in seinen Werken die negativen Seiten der Menschheit, die wir nicht so gerne hören und sehen wollen. Er hält uns Menschen (und Christen) einen Spiegel vor und das halten wir nur schwer aus. Es sind nicht die Werke die uns stören, sondern vielmehr die "Zeremonie" der Produktion dieser. Es der Lebenssaft Blut, den wir so ablehnen, -  auf einem Bild aber in den täglichen Nachrichten "zur Kenntnis nehmen".

Weil wir an die schrecklichen Taten des Karfreitags (die immer und immer wieder geschehen) erinnert werden, ist es für uns einfacher, dem Künstler Blasphemie und Teufelswerk zu unterstellen, als unsere Tatenlosigkeit zu hinterfragen.

Aus den bekannten Texten und Arbeiten von Nitsch ist ablesbar, dass er sich mit Mythen und Religionen intensiv auseinandergesetzt hat und Wurzeln in der „österreichischen katholischen Tradition“ hat, die er auch nicht verleugnet. Gleichzeitig ist auch erkennbar, dass er mit seiner Vermischung von heidnischen (durch das Christentum endgültig überwundenen) Opferideen und –praktiken  mit christlichen Symbolen und Ritualen eine neue Mythologie schafft, die er zwar als Überhöhung des Christentums versteht, die aber in Wahrheit schlicht eine Rückkehr in ein „Neuheidentum“ bedeutet.

 Detail Auferstehung II - copyright Hermann Nitsch
Detail Schüttbild rot - copyright Hermann Nitsch

Worin liegt nun der „Wert“ für Christen in einer Auseinandersetzung mit einem in christlichem Sinn „Neuheiden“ und seinen Vorstellungen?

Durch die kritische Auseinandersetzungen mit Nitsch und seinen umstrittenen Ideen kann es (wenn notwendig) zu einer reflektierten (!) Abgrenzung gegenüber den künstlerischen Vorstellungen kommen, aber auch zu einer Schärfung des eigenen (Glaubens-) Verständnisses. („Jetzt weiß ich erst, was ich glaube, was mir daran wichtig ist oder warum ich diese Kunst ablehne…“)
Vortrag Oberhollenzer am 11.6.


Die Arbeiten von Nitsch zum Thema „Auferstehung“ haben eine starke künstlerische Aussage und die Kombination mit den roten Schüttbildern vermittelt eindringlich die Untrennbarkeit von Tod und Auferstehung im christlichen Glauben. Die Provokation durch den (per se provokanten) Künstler entspricht dabei in direkter Weise der Provokation dieser Glaubens-Aussage, die uns als Christen wahrscheinlich nicht immer klar vor Augen steht. Damit ist das Thema „Auferstehung“ im Karner in eindringlicher Form präsent und kann nun unterschiedlich beleuchtet und diskutiert werden.
Vorträge Heine und Posch am 12.6.; Bildbetrachtungen Prof. Sammer am 13.6.


Durch die Orgelimprovisation am 19.6. von Hermann Nitsch soll ein kleiner Einblick in seine Vorstellung des mit allen Sinnen erlebbaren Gesamtkunstwerkes ermöglicht werden, das natürlich auch in hohem Maße das Hörerlebnis umfasst. Da unser Gehörsinn jener Sinn ist, der den unmittelbarsten Zugang zu unserem Unbewussten gewährt (kaum Filtermöglichkeiten vorhanden), werden wir durch Musik und Klang „in unserem Innersten getroffen“.

Der abschließende Vortrag von Aigner am 20.6.zum Thema Gesamtkunstwerk soll noch einmal alle Möglichkeiten, aber auch Gefahren dieser künstlerischen Konzeption aufzeigen.

Detail Auferstehung II - copyright Hermann Nitsch

Lassen sie sich ein auf Fragen, die Sie sich vielleicht noch nie gestellt haben und auf Erfahrungen, die Sie vielleicht noch nie gemacht haben. Gehen Sie gestärkt im Glauben und in der christlichen Wahrheit daraus hervor!

Das wünscht Ihnen
Doris Frass und das Team von KIK

   

 

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