Die Kirchenglocken von St. Othmar
Restitutaglocke |
Pantaleon-/Christophorusglocke |
Othmarglocke |
Frauenglocke Glocken im Karner
Seit mehr als dreihundert Jahren dient der Mödlinger Karner als Glockenturm. Der Dachreiter auf dem mächtigen Dach der Othmarkirche ist nicht geeignet, große Glocken aufzunehmen. Die Mödlinger wollten jedoch größere Glocken, weillen das klainer geleutt so gar nit helfen will. Die zu kleinen Glocken wurden auch für Hagelschäden in den Weingärten verantwortlich gemacht. Die erste Erwähnung, dass auf dem Karner ein Glockenstuhl war, stammt aus 1675. Vor 1683 befanden sich vier Glocken im Gesamtgewicht von 60 Zentnern in einem Aufsatz des Karners, der im Verlauf des Türkenkrieges zerstört wurde. Möglicherweise war dieser Aufsatz aus Holz, vielleicht befanden sich die Glocken aber im Inneren des ursprünglichen Spitzkegeldachs des Karners. Ein Indiz dafür wären die Fenster, die auf einem Stich von Merian 1649, entstanden vermutlich um 1625, erkennbar sind. 1690 wurde beschlossen, den "alten Glockenturm" zu erhöhen, da ein neuer Glockenturm 20000 Gulden - und den Abriss des Karners(!) - gekostet hätte. 1698 wurde der Bau des barocken Aufsatzes mit doppeltem Zwiebeldach vollendet. Vom Kaiser erhielten die Mödlinger 50 Zentner Kanonenmetall zum Glockenguss bewilligt. 1698 wurde der Wiener Glockengießer Zechenter beauftragt, vier Glocken zu gießen "so wie die vier Glocken, die vor dem Ruin da waren". Die Preisangabe schwankt zwischen 3328 und 3809 Gulden, "was sehr allmählich in Wein abgezahlt wurde". Am 28. Dezember 2005 brachte der ORF im Rahmen der Sendung "Niederösterreich Heute" unter dem Titel "Kulturerbe / Historischer Glockenkarner" einen Bericht über die Mödlinger Glocken und den Karner.
Wenn im Turm die Glocken läuten RestitutaglockeDurchmesser 91 cm, 475 kg, Ton: a' Die Glocke wurde am 28. März 2003 in Innsbruck von der Glocken- und Kunstgießerei J. Grassmayr gegossen. Bildbericht vom Glockenguss ... Geweiht wurde sie am 16. November 2003, dem Fest des hl. Othmar, durch Altbischof Dr. Franz Xaver Eder von Passau. Einladung zur Glockenweihe ... | Bericht von der Glockenweihe ...
Beata Restituta ora pro nobis - Selige Restituta, bitte für uns!
Seit Jahrhunderten bestand das Geläute der Pfarrkirche St. Othmar aus vier Glocken. Die vierte Glocke, die erst 1921 gegossene Heldenglocke, ging im 2. Weltkrieg an die Rüstungsindustrie verloren, nachdem ihre Vorgängerin im 1. Weltkrieg eingeschmolzen worden war. Durch die neue Restitutaglocke wurde das Geläute nun wieder vervollständigt. Die Initiative für die neue Glocke ging von Altpfarrer Prälat Wilhelm Müller aus. Die Gesamtkosten inkl. Transport und Aufhängung betragen ca. € 17000.
Die Glocke wurde am 17. Nov. 2003 im Karner montiert. Bilder von der Montage der Glocke ... Leider ist bei dieser Glocke im Jahr 2013, also in einem für eine Glocke jugendlichen Alter von 10 Jahren, der Klöppel gebrochen, die Reparatur wurde durchgeführt. Pantaleon- oder Christophorusglocke
Durchmesser 106 cm, ca. 800 kg, Ton: fis Auf der Glocke befinden sich Reliefdarstellungen des hl. Pantaleon und des hl. Christophorus sowie folgende Inschriften:
Othmarglocke
Durchmesser 123 cm, ca. 1100 kg, Ton: e Auf der Glocke befinden sich eine Reliefdarstellung des hl. Othmar mit Weinfässchen sowie ein etwas undeutliches Relief einer Figur mit Lanze, das den hl. Michael oder den hl. Georg darstellt. Weiters befinden sich folgende Inschriften auf der Glocke:
(Lieb-)Frauenglocke
Durchmesser 145 cm, ca. 2200 kg, Ton: c Die Glocke musste am 2. März 1942 für Kriegszwecke abgeliefert werden, sie wurde im Herbst 1945 wieder zurückgebracht. Beim Transport hatte sie aber einen Riss erlitten, sie konnte erst ab 29. April 1973 (Segnung durch Erzbischof Schoiswohl) nach einer Reparatur (Fa. Haslinger) wieder geläutet werden. Auf der Glocke befinden sich eine Reliefdarstellung der hl. Maria sowie folgende Inschriften, da beschlossen worden war, auf die Glocke den "völlig innern rat und das Mödlingerische wappen item unsrer lieben Frauen bildt und hernach volgendten rheimb zusetzen":
Marktrichter Christoph Molitor und weitere in der Inschrift erwähnte Mitglieder des inneren Rates wurden in der Othmarkirche begraben, die Grabsteine sind noch vorhanden.
Ehemalige Glocken im KarnerIn den Jahren 1698 bzw. 1723 wurden insgesamt vier Glocken für St. Othmar gegossen. Die drei größeren Glocken sind heute noch im Karner vorhanden (siehe oben), die kleinste Glocke erlebte jedoch ein wechselhaftes Schicksal. Ave- oder TrinitatisglockeDiese kleinste Karnerglocke wurde 1698 in Wien von Franz Zechenter gegossen. Im 1. Weltkrieg ging sie an die Rüstungsindustrie verloren, nach anderer Quelle wurde sie bereits 1812 eingeschmolzen. Ihre Nachfolgerin, die Heldenglocke, erlitt das gleiche Schicksal. Heldenglocke
Durchmesser 80 cm, 280 kg, Ton: h Die Glocke wurde am 16. Oktober 1921 von Kardinal Piffl geweiht. Glockenpate war Prinz Alfred von Liechtenstein. Die Glocke war "dem Andenken Ihrer Heldensöhne gewidmet von Mödlings dankbarer Bürgerschaft". Später wurde sie selbst ein Opfer des Krieges: am 29. Jänner 1942 musste sie an die Kriegsindustrie abgeliefert werden und kam nicht mehr zurück. Auf der Glocke befand sich eine Darstellung des hl. Michael sowie ein Glockenspruch von Anton Wildgans:
Glocken vom Dachreiter der St. OthmarkircheDer Dachreiter der Othmarkirche diente als Glockenturm für zwei kleinere Glocken. 1978 mussten diese aus statischen Gründen abgenommen werden. Sie befanden sich einige Jahre im Wehrgang der Othmarkirche, seit November 2003 stehen sie in der Apsis des Karners. Jakobusglocke
Durchmesser 62,5 cm, ca. 140 kg, Ton: e Diese Glocke wurde ehemals als Sterbeglocke verwendet. Auf der Glocke befinden sich eine Reliefdarstellung des hl. Jakobus sowie folgende Inschriften:
Wandlungsglocke
Durchmesser 69 cm, ca. 150 kg, Ton: d Die ursprüngliche Wandlungsglocke war 1873 in Wr. Neustadt von Peter Hilzer gegossen worden. Sie musste am 6. März 1942 an die Rüstungsindustrie abgeliefert werden. Bei der Rückgabe 1945 wurde vermutlich durch einen Irrtum eine ältere Glocke zurückgebracht. Eine Untersuchung im Jahr 2002 ergab nämlich, dass die jetzt vorhandene Glocke vor 1690 gegossen wurde. Auf dieser Glocke befinden sich keine Verzierungen und keine Inschriften.
Glocke der Spitalkirche
Durchmesser 40 cm, ca. 30 kg, Ton: b Diese Glocke ist die älteste Glocke in Mödling. Auf der Glocke befindet sich eine Darstellung der hl. Maria mit dem Jesuskind auf dem Arm und folgende Inschrift:
Glocke im Rathausturm
Durchmesser 85 cm, ca. 320 kg Joachim Gross stammte aus Hildesheim und betrieb eine Glockengießerei in Wien, wo die Jakobusglocke und die Glocke der Spitalkirche gegossen wurden. Er hatte jedoch auch eine Werkstatt direkt in Mödling, in der heutigen Hauptstraße Nummer 28, wo die Glocke für das Mödlinger Rathaus gegossen wurde. Die Rathausglocke ist die zweitälteste Glocke in Mödling. Auf der Glocke befindet sich eine Darstellung der betendenen hl. Maria Magdalena und folgende Inschrift:
aktualisiert am 20-Dez-2022 |