Die Walcker-Orgel der Pfarrkirche St. Othmar in Mödling

Geschichte | Disposition | ORGELSOMMER | Hörbeispiele | Spieltisch | Erweiterung 2005



Geschichte der Orgel

1640enthält eine "Instruction" für die Kirchen- und Schuldiener in Mödling" erstmals die Begriffe "Organist" und "Regal", die beweisen, dass bereits zwischen den Türkenbelagerungen in Mödling Orgelmusik - wenn auch mit bescheidenen Mitteln - erklang.
1727Errichtung einer einmanualigen Orgel mit Pedal (von Joseph Wiebel?). Das Chronogramm auf der Orgelbrüstung weist dies nach:
LaVDetVr aLtIssIMVs In organIstVbIs et CItharIs
(MDCLLVVVVIIIIIII = 1727)
Der dreiteilige Mittelteil des Gehäuses stammt aus dieser Zeit.
1746Reparatur durch Simon Burckhardt.
1777erweiterte Orgelbaumeister Franz Xaver Christoph diese Orgel um das Orgelpositiv auf der Brüstung und vergrößerte das Orgelgehäuse zum Preis von 1.700 Gulden.
1803 und 1824Diverse Reparaturen.
1839Reparatur durch Josef Loyp.
1855Reparatur durch Alois Hörbiger.
1897 (?)Einbau eines elektrischen Gebläses.
1929Umbau der Orgel durch Orgelbaumeister J. M. Kauffmann. Das Rückpositiv wurde stillgelegt und seine Pfeifen im historischen Gehäuse auf Oberwerk und Hauptwerk verteilt. Die Traktur wurde auf pneumatischen Betrieb umgestellt. Kosten Schilling 25.000,-.
1937/1938Reinigung und Neuintonierung sowie Verbesserung der Windzufuhr und Überholung des Spieltisches durch den jungen Orgelbauer Philipp Eppel, Wien.
1955wieder repariert - von der Firma Eppel - und
1963generalrepariert durch die Firma Walcker. Zwei Register wurden umgeändert. Einbau eines neuen Ventilators.
1967Wieder durch der Firma Walcker überholt.
Nach der Kirchenrestaurierung im Jahre
1983wurde von der Firma Walcker-Mayer die Orgel durch eine komplett neue Orgel mit mechanischer Traktur ersetzt. Diese wurde in das unter Denkmalschutz stehende alte Prospekt eingebaut und das Rückpositiv wieder aktiviert.
Die Kosten beliefen sich auf 2,8 Millionen Schilling (€ 204.000,-).
 Am 8. Jänner 1984 wurde sie durch Weihbischof Helmut Krätzl im Rahmen einer Vesper feierlich gesegnet, anschließend spielte Prof. Walter Sengstschmid das erste Konzert auf der neuen Orgel. [Programm und Texte (PDF)...]
 Seit 1984 finden jährlich Konzerte im Rahmen des "MÖDLINGER ORGELSOMMERS" statt.
 Orgel der St. Othmarkirche
2001wurde von der Firma Walcker-Mayer die unbedingt erforderliche Wartung und Entstaubung der Orgel durchgeführt. Außerdem wurde das Register Rankett 16' durch Oboe 8' ersetzt.
2005wurde ebenfalls von der Firma M. Walcker-Mayer ein offener Prinzipalbass 16' aus der abgetragenen Orgel vom Stift Kremsmünster, OÖ, in die Orgel von St. Othmar eingebaut. Durch eine spezielle Schaltung des Registers (Transmission) wurde ein 32-Fuß-Effekt hergestellt (Kontrabass 32'). Diese Erweiterung der Orgel wurde am 1. April 2005 fertiggestellt. [Bildbericht...]

Nun besitzt die Orgel von St. Othmar 34 Register mit insgesamt 2.226 Pfeifen.
2012Einbau eines Zimbelsternes (Leihgabe).
2013Feinregulierung der Spieltraktur, Nachtigall (Leihgabe).
Neue Manubrien (keramische Register-Beschriftungen).
Genaue Beschreibungen der Orgel von St. Othmar finden sich in der Festschrift "Orgeln und Orgelspiel in St. Othmar" von Herbert Rotter. Diese ist um € 12,-- in der Pfarrkanzlei erhältlich.


Disposition der Orgel

Die Orgel besitzt drei Manuale, ein Pedal, 34 klingende Register und 2.226 Pfeifen.

I. Manual
Rückpositiv
        II. Manual
Hauptwerk
Copula8'Pommer16'
Krummhorn8'Principal8'
Prästant4'Trompete8'
Rohrflöte4'Spitzflöte8'
Octav2'Octav4'
Sifflöte1⅓'Salicional4'
Scharf 3fach1'Sesquialter2-fach (2⅔' + 1⅗')
 Waldflöte2'
TremulantMixtur 5-fach1⅓'
   
III. Manual
Unterwerk - Schwellwerk  
Pedal
Oboe8' (seit 2001)*)Kontrabass32' (elektr. Schaltung aus →)
Gedeckt8'Principalbass16' (seit 2005)
Viola da Gamba8'Subbass16'
Principal4'Posaune16'
Flöte4'Principalbass8'
Schwiegel2'Gedecktbass8'
Terz1⅗'Choralbass4'
Quint1⅓'Mixtur 4-fach2⅔'
Superoctav1' 
Zimbel 4-fach⅔'Kopplungen
 I - Ped.; II - Ped.; III - Ped.
SchwellerIII - I; I - II; III - II
 
Spiel- und Registertraktur: mechanisch
Windladen: Schleifladen
Zusatz:Zimbelstern (seit 2012)
Nachtigall (seit 2013)
*) vorher: Rankett 16'


MÖDLINGER ORGELSOMMER

Seit 1984 finden jährlich Konzerte im Rahmen des MÖDLINGER ORGELSOMMERS statt, die bis 2013 von Herrn Fritz Handler organisiert wurden. 2014 hatte Herr Ewald Donhoffer diese Aufgabe übernommen. Seit 2019 wird der Orgelsommer von Michael Poklop und Heidi Wimmer organisiert.

Im Rahmen dieser Konzertreihe spielen in den Sommermonaten international bekannte Künstler auf der Orgel der Pfarrkirche St. Othmar, teilweise auch im Zusammenspiel mit anderen Instrumenten.

Der Reinerlös dieser Konzertreihe wird für die Erhaltung der Orgeln in St. Othmar und der Spitalkirche verwendet. Neben den oben aufgelisteten großen Umbauten und Reparaturen der Orgel sind regelmäßige Wartungsarbeiten und häufiges Stimmen der Orgeln erforderlich.

Spieltisch der Orgel


Hörbeispiele

Herr Mag. Reinmar Wolf, Direktor der Beethoven Musikschule in Mödling und seit 1978 Organist in St. Othmar, hat freundlicherweise Hörbeispiele der Orgel aus St. Othmar zur Verfügung gestellt:

M. Mussorgskij: Bilder einer Ausstellung (mp3, 58 kB)
W. A. Mozart: Andante für eine Flötenwalze (mp3, 51 kB)
J. S. Bach: Passacaglia c-moll (mp3, 88 kB)

Die Ausschnitte stammen aus seiner CD "Orgelmusik aus St. Othmar", aufgenommen im Juli 1993 in St. Othmar. 1994 erhielt er dafür den Nachwuchspreis Klassik der Deutschen Grammophon.

Auf www.musikwolf.com gibt es weitere Hörbeispiele aus St. Othmar (auch in anderen Besetzungen, v. a. mit Trompete) und Programmvorschläge.



Spieltisch der Orgel

Spieltisch der Orgel
Spieltisch der Orgel


Der Spieltisch ist der "Arbeitsplatz" des Organisten. Durch Ziehen entsprechender Register und Niederdrücken von Tasten der Klaviaturen (Manual und Pedal) steuert er, welche der 2.226 Pfeifen zu welchem Zeitpunkt erklingen.

Jede Orgelpfeife ist durch zwei Sperren, zwei Ventile, von der Luftversorgung getrennt. Die erste Sperre wird durch Ziehen eines Registerzuges aufgehoben. Dieser Zug wirkt auf alle Pfeifen eines Registers. Die zweite Sperre wird durch Niederdrücken einer Klaviaturtaste geöffnet. Diese Taste wirkt auf alle Pfeifen gleicher Tonhöhe unterschiedlicher Register. Wenn beide Ventile für eine Pfeife geöffnet sind, dann strömt Luft in die Pfeife. Durch die Konstruktion der Pfeife beginnt die Luftsäule in der Pfeife zu schwingen, ein Ton wird hörbar.

Ein Register besteht aus Pfeifen derselben Klangfarbe, aber unterschiedlicher Längen und damit unterschiedlicher Tonhöhen. Die ungefähre Länge der längsten Pfeife eines Registers wird in Fuß angegeben, 1' = 32,5 cm. Die längsten Pfeifen der Orgel in St. Othmar sind somit ca. 16' = 5,25 m lang. Die kleinsten Pfeifen sind nur wenige Zentimeter lang (siehe Bild rechts).

Pfeifen unterschiedlicher Register unterscheiden sich durch Bauart und eventuell Material (Holz oder Metalllegierung) und damit in der Klangfarbe. Pfeifen unterschiedlicher Register können sich auch in der Länge und damit in der Oktavlage unterscheiden. Eine 4' lange Pfeife klingt eine Oktav höher als eine doppelt so lange 8' Pfeife.

Pfeifen im Rückpositiv
Kleine Pfeifen im Rückpositiv

Die meisten Orgelpfeifen sind am oberen Ende offen. Es gibt aber auch gedeckte Pfeifen, diese sind am oberen Ende geschlossen. Eine gedeckte Pfeife klingt um eine Oktav tiefer als eine gleich lange offene Pfeife. Der Gedecktbass 8' klingt also gleich hoch wie der Subbass 16'. Eine gedeckte Pfeife unterscheidet sich von einer offenen Pfeife gleicher Bauart aber auch in der Klangfarbe, da in der gedeckten Pfeife aus physikalischen Gründen weniger Oberschwingungen ausgebildet werden. Der Ton wird weicher, er klingt etwas hohl.

Bei einem Mixtur-Register erklingen für jeden einzelnen Ton mehrere Pfeifen unterschiedlicher Länge gleichzeitig.

Durch Spielhilfen wie Kopplungen, Schweller und Tremulant kann der Organist den Klang der Orgel weiter beeinflussen.

Durch Kopplungen wird es ermöglicht, Register, die einem bestimmten Manual zugeordet sind, auf einem anderen Manual oder auf dem Pedal zu spielen. Wenn beispielsweise die Koppel I - II eingeschaltet ist, dann erklingen die gezogenen Register des Rückpositivs I und des Hauptwerks II gleichzeitig beim Spiel auf dem 2. Manual.

Die Schweller (Schwellwerke) ermöglichen es, den an sich starren Klang der Orgelpfeifen dynamisch zu beeinflussen. Dazu werden bewegliche Jalousien stufenlos geschlossen oder geöffnet. Dadurch wird der Klang der Pfeifen mehr oder weniger stark gedämpft, es ändern sich die Klangfarbe und die Lautstärke.

Der Tremulant ist eine Vorrichtung, die den Orgelwind in Schwingungen versetzt und damit die Register zum Schweben bringt.

Aus der folgenden Tabelle ist die Anordnung der Registerzüge und weiterer Bedienelemente ersichtlich.

10Zimbel 4fach ⅔' 3. Manual
Oberwerk -
Schwellwerk
50Gedeckt 8'
11Superoktav 1'51Viola da Gamba 8'
12Quint 1⅓'52Flöte 4'
13Schwiegel 2'53Terz 1⅗'
14Prinzipal 4'54Schweller
15Oboe 8'  
 
20Mixtur 5fach 1⅓' 2. Manual
Hauptwerk
60Pommer 16'
21Waldflöte 2'61Spitzflöte 8'
22Sesquialter 2⅔' + 1⅗'62Salizional 4'
23Oktav 4'63Koppel I - II
24Prinzipal 8'64Koppel III - II
25Trompete 8'  
 
30Scharf 3fach 1' 1. Manual
Rückpositiv
70Copula 8'
31Oktav 2'71Rohrflöte 4'
32Prästant 4'72Sifflöte 1⅓'
33Krummhorn 8'73Tremulant
  74Koppel III - I
 
40Kontrabass 32' Pedal
und Kopplungen
80Subbass 16'
41Prinzipalbass 16'81Gedecktbass 8'
42Mixtur 4fach 2⅔'82Koppel I - Ped.
43Choralbass 4'83Koppel II - Ped.
44Prinzipalbass 8'84Koppel III - Ped.
45Posaune 16'  
 
Der Licht- und Motorschalter befindet sich unterhalb der linken Registerzüge.
Die Schalter für Türöffner, Zimbelstern und Nachtigall befinden sich unterhalb der rechten Registerzüge.

Falls Sie gut Klavier spielen können und sich für das Studium der Orgel interessieren, setzen Sie sich bitte mit Herrn Dir. Mag. Reinmar Wolf (reinmar.wolf@aon.at) der Beethoven-Musikschule (beethoven-musikschule@inode.at, Tel. 02236 / 22040) in Mödling in Verbindung. Eine Übungsmöglichkeit kann eventuell in der Filialkirche St. Michael oder in einem privaten Orgelstudio organisiert werden.

König David
König David mit Harfe

Samuel salbte David zum König über Israel

In jenen Tagen sprach der Herr zu Samuel: Fülle dein Horn mit Öl, und mach dich auf den Weg! Ich schicke dich zu dem Betlehemiter Isai; denn ich habe mir einen von seinen Söhnen als König ausersehen.
Als sie kamen und er den Eliab sah, dachte er: Gewiss steht nun vor dem Herrn sein Gesalbter.
Der Herr aber sagte zu Samuel: Sieh nicht auf sein Aussehen und seine stattliche Gestalt, denn ich habe ihn verworfen; Gott sieht nämlich nicht auf das, worauf der Mensch sieht. Der Mensch sieht, was vor den Augen ist, der Herr aber sieht das Herz.
So ließ Isai sieben seiner Söhne vor Samuel treten, aber Samuel sagte zu Isai: Diese hat der Herr nicht erwählt.
Und er fragte Isai: Sind das alle deine Söhne? Er antwortete: Der jüngste fehlt noch, aber der hütet gerade die Schafe. Samuel sagte zu Isai: Schick jemand hin, und lass ihn holen; wir wollen uns nicht zum Mahl hinsetzen, bevor er hergekommen ist.
Isai schickte also jemand hin und ließ ihn kommen. David war blond, hatte schöne Augen und eine schöne Gestalt. Da sagte der Herr: Auf, salbe ihn! Denn er ist es.
Samuel nahm das Horn mit dem Öl und salbte David mitten unter seinen Brüdern. Und der Geist des Herrn war über David von diesem Tag an.
(1 Sam 16, 1b.6-7.10-13b)

Prospekt der Orgel



aktualisiert am 16-Jan-2023
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