Das Votivbild Vargemont
vom Martinsfriedhof in Mödling

Auf dem Friedhof bei der ehemaligen Martinskirche in Mödling befand sich eine kleine Kapelle, die 1839 mit folgenden Worten beschrieben wurde:

Den Schlüssel zum Friedhofe erhält man in einem der ersten Häuschen Medlings Nr. 264. Niemand unterlasse den Besuch. In einer Ecke zur Rechten erblickt man eine gemauerte Kapelle, von einem kleinen Gartenraume umschlossen. Es ist die Grabstätte der im Jahre 1819 verstorbenen Gräfin Sophie Wargemont - unter dem Namen der 'guten Gräfin' bei den Bewohnern dieser Gegend noch im rührenden Angedenken - und ihres Gatten, des Grafen Alexander von Wargemont. Durch ein Gitter und eine Glastür schaut man in das Innere der Kapelle, worin ein treffliches Gemälde von dem leider zu früh verstorbenen vaterländischen Künstler Johann Scheffer Ritter von Leonhardshoff prangt.
(A. Schmidl, Wien's Umgebungen, 3. Bd., Wien 1839)

Ludwig Alexander Graf Vargemont (gest. 1821) gab für diese Kapelle ein Gemälde in Auftrag, als Huldigungsbild für seine verstorbene Frau Sophie Vargemont, geborene Baronin Domsdorff. Das Gemälde wurde 1878 in die Schöffel-Kapelle auf dem neu eröffneten Mödlinger Friedhof gebracht, heute befindet es sich im Museum der Stadt Mödling.

Das Bild zeigt Sophie Vargemont im weißen Kleid, links davon die Fürstin Josephine Liechtenstein. Links im Vordergrund ist der Auftraggeber dargestellt, links hinten die Ruine Liechtenstein, rechts hinten die Spinnerin am Kreuz. Weiters sind einge hilfsbedürftige Personen zu sehen, um die sich die gute Gräfin kümmert.

Scheffer von Leonhardshoff, Selbstbildnis 1819/20
Scheffer v. Leonhardshoff
Selbstbildnis 1819/20

Gemalt wurde das Bild von Johann Evangelist Scheffer von Leonhardshoff (andere Schreibweise Leonhartshof). Er wurde am 30. Oktober 1795 in Wien Landstraße geboren und am 31. Oktober in der Karlskirche getauft. Er starb am 12. Jänner 1822 in Wien Alsergrund an Lungenschwindsucht.

Schon 1805 begann er sein Studium an der k. k. Akademie der bildenden Künste in Wien. Ab 1812 war er Kammermaler in Klagenfurt bei seinem Gönner Fürstbischof Franz Xaver Salm-Reifferscheidt. Dieser schickte ihn 1814 zur weiteren Ausbildung nach Italien.

In Rom wurde er in den Lukasbund aufgenommen, eine Vereinigung von Künstlern, die 1809 von Friedrich Overbeck als Gegengewicht zur Wiener Akademie gegründet worden war. Die Vertreter dieser Stilrichtung sind auch unter der Bezeichnung Nazarener bekannt. Ein bedeutender Vertreter dieses Künstlerkreises war Joseph Führich, der ein Altarbild für die Othmarkirche geschaffen hat. Der Kreuzweg in der Othmarkirche ist eine Kopie des berühmten Führich-Kreuzwegs.

Bedeutende Werke von Scheffer von Leonhardshoff sind "Hl. Caecilia orgelspielend" und "Die tote hl. Caecilia".

Votivbild Vargemont
Votivbild Vargemont, Ritter von Scheffer faciebat aus Danckbarkeit 1819
(Museum der Stadt Mödling)

Literatur:
Michael Krapf, Johann Evangelist Scheffer von Leonhardshoff 1795-1822, Ein Mitglied des Lukasbundes aus Wien, Kommissionsverlag Anton Schroll & Co, Wien 1977
Karl Stingl, Mödling, Stadtgemeinde Mödling 1975, S.326



aktualisiert am 17-Mar-2022
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