Warum gehen wir nach Mariazell?
Ca. 166.000 Schritte, ca. 110 km, ca. 3390 Höhenmeter sind
es von Mödling nach Mariazell.
Kaplan Biswanath, der heuer zum ersten Mal mitgeht,
versteht den Sinn unserer Wallfahrt nicht so ganz:
Warum gehst Du nach Mariazell? Warum tust Du Dir das an? Warum zu Fuß?
Seine Fragen werden recht unterschiedlich beantwortet:
- Das frage ich mich seit 66 km selber...
- Ich gehe einfach gerne!
- Ich bin gerne in der Natur!
- Ich bin gerne in der Gemeinschaft von Gleichgesinnten unterwegs!
- Es ist etwas Besonderes zu Fuß nach Mariazell zu kommen.
- Ich kann in der Natur Spuren Gottes erleben.
- Ich liebe es, den ganzen Tag draußen zu sein.
- Abschalten, das Hirn auslüften!
- Ich kann Abstand vom Alltag gewinnen und über verschiedenes nachdenken.
- Um abends, nach langem Tagesmarsch in der Sonne zufrieden mit anderen ein Bier
trinken zu können.
- Um klarer zu werden in anstehenden Lebensfragen.
- Ich gehe den Weg aus Buße und Dankbarkeit!
- aus Neugier
Kaplan Biswanath legt seine anfängliche Skepsis ab und
kommt auf den Geschmack:
Kurz vor Mariazell geht er bereits voran und ist kaum noch zu bremsen.
Guter Gott, danke für die wunderbare Wallfahrt!
Wolfgang & Maria Wess im Namen aller Weggefährten
Wallfahrt & Wetter
Der
heurige Winter hat seinen Namen verdient, es gab Frostperioden und es gab
Schnee. Schon Ende März hatten wir aber die erste frühsommerliche Phase, die
Vegetation machte einen gewaltigen Schub, sodass die Blütezeit der meisten Bäume
und Sträucher bei unserer Wallfahrt schon wieder vorbei war.
Und dann das.
Ein Meter Neuschnee in Mariazell, über Nacht noch einmal 20 cm dazu.
Autos bleiben auf der Außenringautobahn im Schnee stecken, Reisende müssen die
Nacht in der Volksschule Alland verbringen.
Auch am Anninger 20 cm Schnee.
Und das alles eine Woche vor der Wallfahrt.
Laut Wetterbericht kamen zwei etwas wärmere Tage, dann wieder kalt und
möglicherweise noch mehr Schnee.
Somit wurden wir aus der Routine der Wegplanung (oder eben nicht mehr Planung,
weil eh alles klar) gerissen. Es galt, mögliche Szenarien und Alternativen zu
überlegen. Schließlich gehen wir auf Wallfahrt und nicht auf Survival Tour.
-
Werden wir schon am Peilstein im Schnee stecken bleiben?
- Ist an die Überquerung des Kienecks überhaupt zu denken? Selbst wenn wir es den
steilen Nordhang hinauf schaffen, auch der vergleichsweise flache Weg hinüber
zum Unterberg kann zur körperlichen und geistigen Tortur werden, wenn man bei
jedem Schritt mit nassen Schuhen den schweren Schnee niedertreten muss.
- Wie viel Schnee liegt auf den Werasöder Wiesen? Schaffen wir es aufs Hochreith
oder müssen wir auf die Ochsattelstraße ausweichen?
- Und wie sieht es im Unrechttraisen aus? Müssen wir über Kernhof aufs Gscheid
gehen, wie bei der legendären
Wallfahrt im Jahr 2006 ?
- Ist der Weg zum Habertheuersattel begehbar, oder müssen wir die Straße hinaus
gehen und über den Kreuzberg nach Mariazell?
Die Auskünfte der lokalen Hüttenwirte waren zu optimistisch
oder auf Leistungswanderer abgestimmt: Ka Problem, es taut, warum sollt's des
net schoffn? Webcams und unsere eigene Anschauung vor Ort zeigten ein anderes
Bild, viel Schnee am Unterberg und zwei Nächte vor der Wallfahrt noch Neuschee
dazu.
Manche
Entscheidungen kann man vor Ort aufgrund der aktuellen Lage treffen, manche muss
man vorab treffen. So beschlossen wir, heuer nicht über das Kieneck zu gehen,
sondern von Schromenau durch den Steinwandgraben. Für den Straßenhatscher wurden
wir durch die Begehung der Steinwandklamm entschädigt, die sich aufgrund er
großen Schmelzwassermengen besonders eindrucksvoll präsentierte. Die meisten der
Gruppe wagten sich sogar die senkrechten Leitern über den Rudolf-Decker-Steig
hinauf. Auch Kaplan Biswanath ließ es sich nicht nehmen, dort hinauf zu
klettern. Abschließend geht man durch das Türkenloch, eine Durchgangshöhle, wo
man an der Stelle, an der man meint es geht nicht weiter und man sieht gar
nichts, plötzlich das Licht vom Ausgang her erblickt.
Nach einem weiteren Straßenstück konnten wir das Naturschauspiel der Myralucke
bewundern. Es handelt sich um eine Karstquelle, direkt aus einer Höhle in der
Felswand rauscht ein Bach heraus und über bemooste Steine hinunter. Bei
Trockenheit versiegt diese Quelle, dann kann man ein Stück in die Höhle hinein
gehen.
Der
Weg zum Unterberghaus hinauf war über die geräumte Zufahrtsstraße problemlos
möglich. Den Miragraben hinunter war dann aber kräftiges Schneestapfen angesagt,
die Gamaschen waren dort sehr nützlich.
Wenn die Frühlingssonne auch geschwächt war, so hatte sie doch genug Kraft, den
Großteil unseres Weges vom Schnee zu befreien. Erst am Habertheuersattel lag
wieder so viel Schnee, dass unser üblicher Weg Richtung Hohlenstein nicht
begehbar war. Daher gingen wir eine neue Variante über den Sebastianiweg bzw.
Rosenkranzweg nach Mariazell.
Nach den Unsicherheiten während der Vorbereitung hatten wir letztlich vier Tage
mit bestem Wanderwetter, viel Sonne, keine Hitze und keinen Regen.
Sepp Müller
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Samstag 29.4.2017
Prolog: (gelb)
08:05 ab Mödling - Anninger - 09:15 Jubiläumswarte (+4°C) - Eschenkogel West - Buchtalweg - Gaaden - 10:45 Rotes Kreuz oberhalb Siegenfeld - 11:15 Weißes Kreuz - 11:35 Heiligenkreuz
Wallfahrt: (grün)
12:10 ab Heiligenkreuz - Andacht auf der Wiese oberhalb Heiligenkreuz - Mayerling - 13:45 Maria Raisenmarkt - Ruine Arnstein - 15:20 Peilstein (Luftbild Kaplan Mario; Rast bis 15:55) - Neuhaus (Andacht auf der Orchideenwiese) - Weissenbach - 17:50 Ghf. Zur Bruthenne
Wetter: Sonne, frischer Wind, +14°C, keine Fernsicht vom Anninger, Schneeberg und Unterberg vom Peilstein sichtbar
Sonntag 30.4.2017 (orange)
06:50 Ghf. Zur Bruthenne - Weg am Furtherbach - Schromenau - Steinwandgraben - 09:10 Steinwandklamm - 10:40 Karnerwirt (Mittagspause bis 11:35) - Lamweg - 13:10 Myralucke - 15:05 Unterberghaus (Rast bis 15:25) - Miragraben - Gries - Straße nach Rohr bzw. Bergmanderlweg - 18:00 Abendmesse in Rohr im Gebirge (Übernachtung KFJ)
Wetter: in der Früh leichter Raureif, vormittag Sonne, nachmittag Sonne und Wolken, teilweise warm, frischer Wind, am Unterberg und Abstieg Miragraben Schnee (wegen Schneelage heuer nicht über das Kieneck); Schneeberg und Gippel sichtbar
Montag 1.5.2017 (blau)
07:00 Morgenandacht KFJ - Stöberlmarterl - Schnittenbankerl - Weberbauer - 08:55 Via Sacra Kapelle in der Kalten Kuchl - Werasöder Wiesen - Finstergrundgraben - 10:50 Hochreith (Andacht nach Abstieg) - Brunnen Seebach - 13:30 St. Aegyd Bahnhof (Süßmeisterei) - Unrechttraisen - Wegscheider - 16:30 Gatter am Gscheid - 16:45 Gruber am Gscheid
Wetter: Sonne, wenig Wolken, teilweise kalter Wind, nachmittag frühsommerlich warm (+24°C); Göller mit viel Schnee, Hochschwab
Dienstag 2.5.2017 (rot)
06:55 ab Gruber (+4°C) - Andacht in der Kapelle am Gscheid - Krumbachsattel - 08:50 Wuchtlwirtin (geschlossen) - Bruder Klaus Kapelle (Andacht) - 11:05 Habertheuersattel - Sebastianiweg (heuer nicht über den Hohlenstein wegen Schneelage) - 13:00 Basilika Mariazell, Hl. Messe um 15:00 (17:00 Rückfahrt über St. Aegyd - 19:00 Mödling)
Wetter: stark bewölkt, kalt, nachmittag etwas Sonne; gute Sicht auf Zellerhüte, Ötscher, Gemeindealpe, Hochschwab (alle ganz weiß)
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