Andacht beim Urlauberkreuz

Situation des Abraham - sich einlassen und loslassen

Lesung aus dem Buch Genesis (Gen 22,1-13.15-18)

Abrahams Opfer

1 Nach diesen Ereignissen stellte Gott Abraham auf die Probe. Er sprach zu ihm: Abraham! Er antwortete: Hier bin ich.
2 Gott sprach: Nimm deinen Sohn, deinen einzigen, den du liebst, Isaak, geh in das Land Morija und bring ihn dort auf einem der Berge, den ich dir nenne, als Brandopfer dar.
3 Frühmorgens stand Abraham auf, sattelte seinen Esel, holte seine beiden Jungknechte und seinen Sohn Isaak, spaltete Holz zum Opfer und machte sich auf den Weg zu dem Ort, den ihm Gott genannt hatte.
4 Als Abraham am dritten Tag aufblickte, sah er den Ort von weitem.
5 Da sagte Abraham zu seinen Jungknechten: Bleibt mit dem Esel hier! Ich will mit dem Knaben hingehen und anbeten; dann kommen wir zu euch zurück.
6 Abraham nahm das Holz für das Brandopfer und lud es seinem Sohn Isaak auf. Er selbst nahm das Feuer und das Messer in die Hand. So gingen beide miteinander.
7 Nach einer Weile sagte Isaak zu seinem Vater Abraham: Vater! Er antwortete: Ja, mein Sohn! Dann sagte Isaak: Hier ist Feuer und Holz. Wo aber ist das Lamm für das Brandopfer?
8 Abraham entgegnete: Gott wird sich das Opferlamm aussuchen, mein Sohn. Und beide gingen miteinander weiter.
9 Als sie an den Ort kamen, den ihm Gott genannt hatte, baute Abraham den Altar, schichtete das Holz auf, fesselte seinen Sohn Isaak und legte ihn auf den Altar, oben auf das Holz.
10 Schon streckte Abraham seine Hand aus und nahm das Messer, um seinen Sohn zu schlachten.
11 Da rief ihm der Engel des Herrn vom Himmel her zu: Abraham, Abraham! Er antwortete: Hier bin ich.
12 Jener sprach: Streck deine Hand nicht gegen den Knaben aus und tu ihm nichts zuleide! Denn jetzt weiß ich, dass du Gott fürchtest; du hast mir deinen einzigen Sohn nicht vorenthalten.
13 Als Abraham aufschaute, sah er: Ein Widder hatte sich hinter ihm mit seinen Hörnern im Gestrüpp verfangen. Abraham ging hin, nahm den Widder und brachte ihn statt seines Sohnes als Brandopfer dar.
15 Der Engel des Herrn rief Abraham zum zweiten Mal vom Himmel her zu
16 und sprach: Ich habe bei mir geschworen - Spruch des Herrn: Weil du das getan hast und deinen einzigen Sohn mir nicht vorenthalten hast,
17 will ich dir Segen schenken in Fülle und deine Nachkommen zahlreich machen wie die Sterne am Himmel und den Sand am Meeresstrand. Deine Nachkommen sollen das Tor ihrer Feinde einnehmen.
18 Segnen sollen sich mit deinen Nachkommen alle Völker der Erde, weil du auf meine Stimme gehört hast.


Wie kann es geschehen, dass Abraham so einen Befehl hört? Kann Gott so etwas verlangen? Abraham soll aufs Ganze gehen. Da gibt es keine halben Sachen. Der Gehorsam Abrahams stößt den Menschen unserer Zeit vor den Kopf - Gehorsam, der keine Bedingungen stellt, etwas, das wir als Fanatismus bezeichnen würden. Das "happy end" dieser Überlieferung wird bei den Muslimen gefeiert. Da wird ein Lamm geschlachtet, man kommt zusammen, es ist eine Festlichkeit, die man mit unserem Weihnachtsfest vergleichen kann. Die positive Seite. Und dann gibt es das Erschreckende für uns Mitteleuropäer, da gibt es die Bereitschaft einiger Menschen, keine halben Sachen zu machen, sonder aufs Ganze zu gehen - das Leben ganz einzusetzen - oft in erschreckender Weise. Ich sage nur "11. September" und was sich dahinter für eine Mentalität verbirgt. Jesus ist in seiner Weise aufs Ganze gegangen. Ein Leben der Hingabe für das Heil anderer, für das Leben anderer.

Pfr. Richard Posch

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