30. Mödlinger Orgelsommer 2013



1. Konzert: 11. Juli 2013, 20.00 Uhr

Bericht in der NÖN...

Chelsea CHEN, Orgel

Karl KOVALCIK Karl KOVALCIK
Chelsea Chen

Chelsea Chen, geboren 1983 in San Diego, Kalifornien, ist eine international angesehene amerikanische Organistin. In den letzten Jahren hat sie ihre Konzerttätigkeit in den Vereinigten Staaten, in Europa und Taiwan erfolgreich ausgeweitet.

Ihre Konzerte sind geprägt von ihrer "außergewöhnlichen Musikalität" und ihrer "großartigen musikalischen Einfühlsamkeit". Ihr Kompositionsstil ist "charmant" und "unwiderstehlich" (Los Angeles Times).

Als eine der vielversprechendsten Organistinnen ihrer Generation hat Chelsea Chen das Publikum in den Vereinigten Staaten, Europa, Australien und in Asien in Konzertsälen, wie Singapur Esplanade, Hong Kong Cultural Centre, Kischinjow National Organ Hall und Philadelphia Kimmel Center, mitgerissen. Als Komponistin erweitert sie das klassische Repertoire der Orgelmusik mit ihren eigenen Werken, die auf asiatischen Volksliedern basieren.

Frau Chen ist als Solistin mit Orchestern auf der ganzen Welt, einschließlich der Wuhan Philharmonie in China, der Jakarta Sinfonia in Indonesien und der Juilliard Percussion Orchestra im Lincoln Center Alice Tully Hall, aufgetreten. Sie setzt sich für neue Musik ein und hat mehrere Werke von Komponisten, wie Teddy Niedermaier, Ola Gjeilo und Jordanien Kuspa, uraufgeführt. Mit der Harfenistin Arielle von Juilliard hat sie als Ensemble "Duo Mango" Werke von Paul Desenne, Yui Kitamura und Roderick Gorby aufgeführt.

Frau Chen hat sich seit der Uraufführung ihrer eigenen Stücke "Taiwanese Suite" (2003) und "Taiwan Tableaux" (2007) an der Spreckels Organ Pavillon einen Namen als Komponistin gemacht. Kürzlich sind ihre Orgelsolo-Stücke in Kanada und Taiwan aufgeführt worden, und ihr jüngstes Konzert "Jasmine Fantasy" (für Violine, Orgel und Streicher) wurde von Orchestern in den Vereinigten Staaten, China und Indonesien gespielt. Ihre Solo-Orgelwerke wurden 2011 bei der Vereinigung der Organisten in den USA vorgestellt.

Chelsea Chen ist Preisträgerin des Lili Boulanger Memorial Award (2009) und Gewinnerin des Nationalen Orgelwettbewerbs Augustana/Reuter (2005). Sie ist Absolventin der Juilliard Music School in New York, wo sie ihre beiden Bachelor- und Master-Abschlüsse machte. Sie absolvierte auch ein volles Stipendiat an der Yale University. Zu ihren Orgellehrern zählen Thomas Murray, John Weaver, Paul Jacobs, Monte Maxwell und Leslie Robb, ihre wichtigsten Klavierlehrer waren Baruch Arnon, Jane Bastien und Lori Bastien Vickers.

Frau Chen hat mehrere CDs aufgenommen: Reveries (2011) in der Bethel University und ein Livekonzert in der Heinz Chapel (2005) sowie Treasures from the East mit dem Geiger Lewis Wong (2010). Ihr Orgelspiel fand unter dem Titel "Pipedreams" Verbreitung auf CNN und auf verschiedenen internationalen Radiosendern. Ihre Kompositionen sind exklusiv im Verlag Wayne Leupold Editions, Inc. erhältlich

Frau Chen ist Artist-in-Residence an der Emmanuel Presbyterian Church in Manhattan und Mitglied des Duos Wong-Chen mit dem Geiger Lewis Wong.


PROGRAMM (mit einigen Erläuterungen)

Johann Sebastian Bach (1685 - 1750)
 Sinfonia from Cantata No. 29 (Ratswahl-Kantate, BWV 29)
   Transkription von Marcel Dupré (1886-1971)
  Entstehung
Zu Bachs Pflichten in seiner Leipziger Zeit gehörte jedes Jahr die Aufführung einer Festkantate, mit der dem jährlichen Ratswechsel (ein gesellschaftlich-politisch hochrangiges Ereignis) ein angemessener Rahmen verliehen wurde. Immerhin neun solcher Ratswahlkantaten sind heute noch überliefert.
Die Kantate "Wir danken dir, Gott, wir danken dir" (BWV 29), die am 3. Februar in der Herborner Stadtkirche aufgeführt wird, war Bachs Festmusik für das Jahr 1731 (spätere Wiederaufführungen folgten). Ihren Festcharakter erhält sie nicht zuletzt durch den um drei Trompeten, aber auch Pauken und Oboen erweiterten Orchesterapparat.
Der unbekannte Textdichter folgte in seinem (teilweise der Bibel entlehnten) Libretto einem bewährten Schema: Der Dank für erwiesene Wohltaten wird mit der Bitte um künftigen Segen verknüpft. Sehr subtil ermöglicht er es den geneigten Hörern, dabei auch durchaus an weltliche Herren zu denken.

Sätze
Den virtuosen Orgel-Solo-Part des einleitenden Orchestersatzes (Sinfonia) entnahm Bach aus seiner E-Dur-Suite für Solovioline (BWV 1006). Solche Anleihen bei sich selbst waren keine Seltenheit (den Eingangschor z.B. übernahm er in die h-Moll-Messe). Sicher sind sie seinem unkomplizierten Umgang mit dem eigenen Werk und auch der Tatsache zu danken, dass dem Komponisten oft nur wenig Zeit für die Komposition größerer Werke blieb. Mit Gewissheit kann man aber sagen, dass er nur übernahm, was auch passte.
 
Claude Debussy (1862 - 1918)
 Girl with the Flaxen Hair
("Das Mädchen mit den flachsblonden Haaren, Prélude I L 117 Nr. 8")
   Transkription von Chelsea Chen
  Im Jahr 1910 komponierte Claude Debussy "Das Mädchen mit dem Flachshaar", eines der bekanntesten Präludien für Klavier. Seine Musik wird oft mit der zeitgenössischen impressionistischen Bewegung in der Malerei verbunden. Die Verwendung von verschiedenen Maßstäben jenseits der traditionellen Dur-und Moll zeigt den Einfluss der orientalischen und russischen Musik. Dieser Auftakt ist wie der Gipfel der impressionistischen Musik. Die Titel der Präludien wurden gewählt, um Assoziationen von Bildern und Empfindungen zu schaffen.
 
Claude Debussy (1862 - 1918)
 Arabesque No. 2 - Allegretto scherzando
   Transkription von Chelsea Chen
  Die Arabeske Nr. 2 in G-Dur ist deutlich schneller und lebendiger im Tempo als die Arabesque Nr. 1. Es öffnen sich mit der linken Hand Akkorde und in der rechten Triller. Das Stück macht mehrere Transpositionen und erforscht das untere Register des Klaviers. Auch bemerkenswert ist ein Hinweis auf die Pentatonik (5-Ton-Musik). Der Stil ähnelt mehr der späteren Werke Debussys. Die Arabesque Nr. 1 und 2 schließen in ähnlicher Weise.
 
Chelsea Chen (* 1983)
 Taiwanese Suite (2003)
   Hills in the Springtime
   Moonlight Blue
   Mountain of Youth
  Chelsea Chen wurde in San Diego geboren. Die Mutter ist Amerikanerin, der Vater Taiwanese. Als sie ein Orchesterarrangement von verschiedenen bekannten taiwanesischen Volkslieder der 30-er-Jahre hörte, wurde sie davon inspiriert, diese dreisätzige "Taiwanese Suite" zu komponieren. Jeder Satz ruft eine andere Szene aus Taiwan's pittoresker Landschaft und Farbenpracht hervor. Straßenkünstler in Taiwan spielen immer noch diese drei Melodien auf den Festivals. Frau Chen spielte die Uraufführung der "Taiwanese Suite" an der weltbekannten Außenorgel im "Spreckels-Orgel-Pavillon" in San Diego.
 
Marcel Dupré (1886 - 1971)
 Prelude and Fugue in B Major (Präludium und Fuge in H-Dur, op. 7 Nr. 1, komponiert 1912)
  Die Trois Préludes et Fugues sind nicht nur das herausragende Werk der frühen Schaffensperiode, sondern eine der berühmtesten Kompositionen Duprés insgesamt. Als er sie erstmals Organistenkollegen vorspielte, hielten diese den Schwierigkeitsgrad für so extrem, dass eine Publikation undenkbar schien. 1920 machte Dupré durch eine Gesamtaufführung des Bachschen Orgelwerkes in Paris auf sich aufmerksam. Sämtliche Kompositionen spielte er auswendig in zehn Konzerten in wöchentlichem Abstand - als erster Organist überhaupt.

Im selben Jahr (1920) unternahm er eine Konzertreise nach London. Hier und in Konzerten an anderen Orten wurden seine Trois Préludes et Fugues vom Publikum begeistert aufgenommen, sodass sich der Verleger Leduc zu einer Veröffentlichung entschloss. Während seiner weiteren Konzertkarriere spielte Dupré die Werke immer wieder und bot insbesondere das dritte Stück gerne als Zugabe dar.

Prélude et Fugue H-Dur eröffnet die Trilogie mit einer fulminanten Toccata im Carillonstil, das Hauptthema wird zuerst im Pedal vorgestellt. In einem leiseren Mittelteil erklingen Durchführungen des Themas, bevor es nach einem großen Crescendo im Kanon zwischen Oberstimme und Pedal als Reprise aufstrahlt. Eine kurze Coda mit Pedalsoli leitet zur Fugue über, die im Thema, das fast ausschließlich aus durchlaufenden Sechzehnteln besteht, Motive aus dem Prélude übernimmt. Das Wiederaufgreifen der Carillonmotivik am Ende der Fugue verdeutlicht, dass beide Sätze als untrennbare Einheit zu verstehen sind.

Dr. Katharina Larissa Paech, Graz 2010
 
Ad Wammes (* 1953)
 Miroir
  Ad Wammes ist ein zeitgenössischer holländischer Komponist. Nach dem Beginn seiner musikalischen Karriere in einer Rockband, wurde er in der klassischen Musikwelt schnell bekannt. "Miroir" lehnt sich an Sambarhythmen an, langsam aufbauend von zwei Flöten bis zur vollen Orgel. Miroir heißt auf französisch Spiegel. Der Komponist arbeitet mit einem gespiegelten Thema, das in der rechten Hand quasi ostinato wiederholt wird.
 
Video: Gegenüberstellung alter und neuer Mödlinger Ansichten. Alte Ansichten wurden in dankenswerter Weise von Dr. Peter Csendes zur Verfügung gestellt; neue Ansichten von Angela Handler.
 
Petr Eben (1929 - 2007)
 Moto Ostinato from Sunday Music
  Der tschechoslowakische Komponist Peter Eben erlangte frühe Berühmtheit durch seine "Sonntagsmusik" (1958). Der Titel deutet ein festliches, feierliches Werk auf dem klangprächtigen Instrument an, das die Orgel ist; eine heutzutage seltene, positive Einstellung eines Komponisten. Fantasia I ist eine Variation über ein Thema, das in der Fantasia II nochmals, zusammen mit neuen Gedanken, verarbeitet wird. Moto ostinato (und Finale), die beiden bekanntesten Sätze sind durch toccatisch geprägte französische Orgelwerke des ausgehenden 19. Jahrhunderts inspiriert.
 
George Gershwin (1898 - 1937)
 Satin Doll
 I Got Rhythm
   arrangiert von Rod Gorby (* 1978)
  Roderick Gorby ist ein Komponist, Organist und Pianist, welcher sich in der klassischen und der Jazzwelt wohlfühlt. Er hat als Solist und Kammermusiker auf der ganzen Welt gespielt und ist zur Zeit Doktorand in Komposition bei der Florida State University, nachdem er Orgel in der Juillard School studierte. Sein Arrangement von Gershwin's "I got Rhythm" erfordert es vom Organisten alle Teile eines Standardjazztrios (Trompete, Klavier, Baß) zu spielen.
 
Henri Mulet (1878 - 1967)
 Méditation religieuse
  Henri Mulet studierte am Pariser Konservatorium bei Charles-Marie Widor und Alexandre Guilmant. Er war Organist an verschiedenen Pariser Kirchen und lehrte an der École Niedermeyer de Paris und an der Schola Cantorum von 1924 bis 1931. Von 1937 bis 1958 war er Organist an der Cathedrale von Draguignan.
 
Maurice Duruflé (1902 - 1986)
 Toccata from Suite, op. 5
  Die Toccata dieser Suite wirkt durch die durchlaufenden, bald einstimmig, bald akkordisch auftretenden Sechzentel sehr motorisch. (Von dieser Art der Setzweise rührt auch die Bezeichnung her. In der neueren französischen Orgelmusik meint man mit Toccata ein Werk von meist gleichbleibendem Bewegungsablauf, sie stellt also keine Beziehung zur Toccata eines Buxtehude her; wenn diese neue Verwendung der Bezeichnung nicht auf J. S. Bachs Toccaten in d-Moll und F-Dur, BWV 538 und 540, zurückgeht, so ist sie sicher u. a. von der in Frankreich gutbekannten Schumannschen Klavier-Toccata beeinflußt.) Das Pedal führt zunächst das Thema (nach den Einleitungstakten), später gibt es diese Führung an die rechte Hand des Manuals ab. Ein zweites Thema tritt auf und läßt das Metrum zwischen Vierer- und Dreiertakt schillern. Bei der Reprise wird das Figurenwerk über dem Thema im Pedal noch gesteigert durch virtuose Zweiunddreißigstel und staccato-Akkorde in chromatischer Folge. Pompöser Schluss. (Aus: Reclams Orgelmusikführer).


Karl Kovalcik

Karl Kovalcik, wohnhaft in Guntramsdorf, arbeitet seit acht Jahren für eine innerbetriebliche Kommunikationsabteilung bei den ÖBB und macht Schulungsvideos, Imagefilme und Mediastreams für das Intranet sowie für diverse Printmedien Fotomaterial.

Mit dem Filmen beschäftigt er sich seit seinem sechzehnten Lebensjahr und hat dabei seit dem Schmalfilm sämtliche technische Entwicklungen bis zum heutigen Digitalen Zeitalter mitgemacht. Dabei lernte er auch im Selbststudium.

Darüber hinaus besuchte er ein Seminar für Dramaturgie im Film bei Arno Aschauer.

Neben den Arbeiten für die ÖBB macht er Aufzeichnungen von Veranstaltungen aller Art (Theater, Konzerte, Kabarett usw.) bis hin zu Hochzeiten.

Außerdem nimmt er Beiträge zu der monatlichen Sendereihe im OKTO TV "Arbeitswelten", welche von der Postgewerkschaft ins Leben gerufen wurde, in Form von Reportagen und Interviews auf.

Die meisten seiner Arbeiten bestehen aus Recherchieren, Schreiben, Kameraarbeiten und von Postproduktionen.



aktualisiert am 22-Aug-2023
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