Vor meinem Eintritt in das Wiener Priesterseminar (1995) habe ich in Wien Rechtswissenschaften studiert. Das Diplomstudium habe ich 1994 mit dem Magisterium abgeschlossen, das Doktoratsstudium 1997, also erst während meiner Seminarzeit (Titel der Dissertation: "Die strafrechtlichen Grenzen der Kunstfreiheit" - derzeit gar nicht so unaktuell).
Von 1992 bis 1995 war ich Assistent am Institut für Strafrecht und Kriminologie der Universität Wien. Bei meinem Beruf als Universitätsassistent hat mir nichts gefehlt, das Arbeitsklima war außerordentlich angenehm, die wissenschaftlichen Themen interessant.
Ich bin nicht in das Priesterseminar eingetreten, weil ich vom Beruf des Juristen enttäuscht war. Das Gegenteil war der Fall. Wäre ich nicht Priester geworden, wäre ich nach Möglichkeit am Institut für Strafrecht geblieben. Dass ich den Schritt in die Priesterausbildung gemacht habe, hat eher damit zu tun, dass mich die Möglichkeit fasziniert hat, eine ungeteilte Verfügbarkeit für Gott und die Menschen leben zu können, mich von Gott und den Menschen in Dienst nehmen zu lassen.
...Das habe ich als Schritt in die Freiheit erlebt, und so erlebe ich das auch jetzt noch. Nicht, dass ich mich als Jurist unfrei gefühlt hätte, nur wäre dort der Anspruch an mein Leben ein anderer gewesen ...
Das erste Mal, als ich mit einem Priester darüber gesprochen habe, dass ich vermute, möglicherweise zum Priester berufen zu sein, war im Alter von 17 Jahren (mein Eintritt war mit 24 Jahren). Damals habe ich erstmals an einer Fußwallfahrt nach Mariazell mit der Pfarre Jedlesee teilgenommen. Es war ein wichtiges Erlebnis, als Gemeinde, als Menschen unterschiedlicher Herkunft, unterschiedlichen Alters und unterschiedlicher Bildung gemeinsam unterwegs zu sein, gemeinsam Gott zu suchen und ihm zu begegnen.
...In vielen unscheinbaren Erlebnissen habe ich für mich Gottes Anspruch vermutet, seine Sorge um mich und seine Führung. Deshalb habe ich diesen Weg begonnen, wissend, dass es ein Weg bleibt.