Heinrich Maier, ehem. Kaplan in St. Othmar

In den Jahren 1934/35 war Dr. phil. Dr. theol. Heinrich Maier in unserer Pfarre St. Othmar als Kaplan tätig. Am 22. März 1945 wurde er von den Nationalsozialisten hingerichtet.


Der Lebenslauf wurde von Christian Matzner 2019 für die Dechant Kowatschitsch Ausstellung im Museum Mödling zusammengestellt.

DDr. Heinrich Maier
* 16. Februar 1908 (Großweikersdorf) † 22. März 1945 (hingerichtet Wien)

Als Absolvent der Universität Wien und der Universität Gregoriana in Rom wurde DDr. Maier am 24. Juli 1932 zum Priester geweiht. Er war zunächst Kaplan in Schwarzau im Steinfeld und 1934/1935 in Mödling. Nach dem Tod von Pfarrer Rögner am 18. März 1935 leitete er für ein knappes halbes Jahr die Pfarre St. Othmar als Provisor.

Heinrich Maier Adalbert Kowatschitsch hielt in der Pfarrchronik folgendes fest:
"Die Pfarrgeschäfte während der Dauer der Provisur führte Hochw. H. Kooperator Dr. Heinrich Meier voll Eifer und Umsicht bis 1.9.. Ihm sei hier auch für die klaglose und eifrige Arbeit herzlich gedankt. H.H. Provisor Dr. Meier wurde mit 1.9.1935 nach Wien XVIII, Pfarre Gersthof versetzt - ihm war hier ein herzlicher Abschiedsabend im Babenbergerhof bereitet worden, der sehr gut besucht war und von seiner großen Beliebtheit Zeugnis gibt."

1935 wurde Dr. Meier Diakon in der Pfarre Gersthof. Seit 1936 war er auch als Religionslehrer tätig, er unterrichtete außerdem an der Technisch-Gewerblichen Bundeslehranstalt in Mödling, später in Wien am Realgymnasium des "Albertus-Magnus-Schulwerks".

Antikatholische Maßnahmen der NSDAP, die Verfolgung von ehemaligen Funktionären des österreichischen "Ständestaats" und die Unterdrückung alles Österreich-Patriotischen führten zur Bildung dreier großer, fast namensgleicher bürgerlich-katholischer Widerstandsgruppen.

DDr. Maier wurde Teil der Widerstandsgruppe "Österreichische Freiheitsbewegung" und bemühte sich, u.a. durch Kontaktaufnahme mit den Westalliierten, deren Luftangriffe gegen die Zivilbevölkerung abzuwenden.

Maier wurde 1944 verhaftet und vor dem Volksgerichtshof wegen "Vorbereitung zum Hochverrat" durch "Beteiligung an einem separatistischen Zusammenschluss" angeklagt. Am 28. Oktober 1944 wurde er zum Tod verurteil und in das KZ Mauthausen verlegt. Er wurde bis zu seiner Hinrichtung monatelang gefoltert um noch mehr Informationen über die Gruppe zu erhalten. Am 18. März 1945 wurde Maier zusammen mit Leopold Figl, Felix Hurdes und Lois Weinberger zurück nach Wien gebracht und am 22. März 1945 enthauptet.

Heinrich Maier
DDr. Heinrich Maier - Polizeifoto
Foto: Wiener Stadt- und Landesarchiv

DDr. Maier erfuhr posthum mehrfache Würdigungen:

Heinrich Maier Wien:
Im Jahr 1949 wurde in Wien-Währing (18. Bezirk) die Dr.-Heinrich-Maier-Straße nach ihm benannt.
Gedenktafel am Gersthofer Pfarrhaus;
1996 wurde vor der Pfarrkirche Gersthof-St. Leopold ihm zu Ehren ein Baum gepflanzt;
in der Gersthofer Kirche selbst steht die Kaplan-Heinrich-Maier-Statue des Künstlers Hans Schwabenicky (gestiftet von Dechant Norbert Rodt);
in der Wiener Votivkirche befindet sich ein Glasfenster mit einer dargestellten Szene aus dem KZ Mauthausen, wobei es sich bei dem Häftling mit der Segenshand um Kaplan Heinrich Maier beim verbotenen Beichte hören neben der Todesstiege handelt.

Großweikersdorf:
In der Pfarrkirche Hl. Georg wurde eine Gedenktafel angebracht.

Paudorf-Göttweig:
Gedenkraum im "Abt Johannes Dizent Museum".

Literatur zu DDr. Maier:

- Siegfried Beer: »Arcel/Cassia/Redbird«. Die Widerstandsgruppe Maier-Messner und der amerikanische Kriegsgeheimdienst OSS in Bern, Istanbul und Algier 1943-1944, in: DÖW (Hrsg.): Jahrbuch 1993, 1993, S. 75-100.
- Herbert Exenberger: Antifaschistischer Stadtführer. Wiener Bildungsausschuß der SPÖ, Wien 1986.
- Ildefons M. Fux: Für Christus und Österreich. Perfectae Caritatis, 2001
- Benedicta Maria Kempner: Priester vor Hitlers Tribunalen. Rütten & Loening, München 1966.
- Franz Loidl: Nochmals Kaplan Heinrich Maier. in: Wiener Katholische Akademie, Arbeitskreis für kirchliche Zeit- und Wiener Diözesangeschichte, Reihe 3 Nr. 172, Wien 1987, S. 27ff.
- Norbert Rodt, Anton Hecht, Ernst Degasperi: Zeugnis der Auferstehung. Dokumente und Bilder aus dem Leben des Priesters Heinrich Maier. Tyrolia, Innsbruck/Wien 1995
- Ralf Siebenbürger: Heinrich Maier - Ein Seelsorger im Widerstand, in Der Freiheitskämpfer, Mai 2014 (63. Jahrgang, Nr. 41), S. 8-10.
- Herbert Steiner: Zum Tode verurteilt: Österreicher gegen Hitler. Eine Dokumentation. Europa Verlag, Wien / Köln / Stuttgart / Zürich 1964.

Museum Mödling
Chr. Matzner, 2019


In der Pfarre St. Leopold in Gersthof hat Prof. Ernst Degasperi ein Fastentuch zum Gedenken an Heinrich Maier gestaltet. Die Wiener Kirchenzeitung berichtete darüber:


Fastentuch für Heinrich Maier


In der NÖN Ausgabe Woche 21/2022 wurde im Rahmen der Serie 100 Jahre Niederösterreich - Pioniere aus NÖ über Heinrich Maier berichtet:


Heinrich Maier, Bericht in der NÖN

Autor Günther Haller berichtet in "Die Presse" vom 18. Feburar 2024 über die Widerstandsgruppe "Maier-Messner-Caldonazzi", in der Heinrich Maier aktiv war:
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aktualisiert am 20-Feb-2024
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