1993-1997 Kaplan in St. Othmar

Johannes Leuthner - Ein Dechant als Vermittler

Sein Wirken in unserer Pfarre St. Othmar war geprägt von seinem Engagement für die Jungschar (Materialraum wurde im Pfarrheim eingerichtet, die Dreikönigsaktion persönlich zu leiten war für ihn selbstverständlich) und die Kommunionvorbereitung, die seit damals auf seiner neugestalteten Vorbereitung, Elternbriefe und Tischmütter-Informationen basiert.
- Das Gebet im Karner, immer am 16. jedes Monats, wurde in diesen Jahren begonnen. Johannes Leuthner hatte abwechselnd mit PAss Peter Feigl das Gebet im Karner jahrelang vorbereitet.
Später initiierte er noch "5 nach 5", tägliche kurze Glaubensimpulse in der Adventzeit.
 
Jetzt ist Johannes Leuthner Pfarrer von Pfarrer in Bergau, Breitenwaida und Sonnberg und Dechant des Dekanats Hollabrunn. Siehe folgender neuer Artikel auf stephanscom.at:
 
© Pfarre Breitenwaida21 Pfarren und 17.000 Katholiken das sind die Eckdaten des Dekanates Hollabrunn, das Johannes Leuthner leitet. Er betrachtet sich als Vermittler zwischen den Pfarren des Dekanats und der Diözese.
Johannes Leuthner ist ein typischer Landpfarrer. Am Weg vom Pfarrhof zum Gasthaus, in dem er regelmäßig isst, wird der gemütliche Mann mit dem Oberlippenbärtchen immer wieder angesprochen: "Grüß Gott, Herr Pfarrer, wie geht's?"

Zu den Menschen gehen

© Pfarre Breitenwaida
Der gesellige Pfarrer gewann mit seinem Pfarrgemeinderat das Spiel gegen Feuerwehr und Kameradschaftsverein.

Nicht zuletzt deshalb speist Pfarrer Leuthner gern im Gasthaus: "Ich wohne alleine im Pfarrhof. Warum soll ich dort alleine essen? Im Gasthaus treffe ich Menschen, oft setzen sie sich zu mir, und wir kommen ins Gespräch. Das ist kommunikativer, unterhaltsamer und flexibler als im Pfarrhof. Ich lebe sehr gern im Dorf, nicht nur als Pfarrer, sondern als Mensch." An den Wochenenden wird Pfarrer Leuthner oft von Pfarrmitgliedern zum Essen eingeladen.

 

 

Pfarrer für neun Dörfer

Johannes Leuthner ist Pfarrer von drei Pfarrgemeinden: Breitenwaida, Sonnberg und Bergau und betreut damit insgesamt neun Dörfer. Das Dekanat Hollabrunn umfasst 21 Pfarren. Elf Pfarrer, zwei Kapläne, drei ständige Diakone und drei Pastoralassistentinnen arbeiten mit und für  17.000 Katholiken. "Wir sind ein untypisches Dekanat, denn die Priester sind relativ jung. Sechs der elf Pfarrer sind unter 50 Jahre alt. Außerdem sind alle Österreicher. Das erleichtert die Arbeit sehr", erklärt der Dechant die statistischen Eckdaten. Die Quelle der jungen Priester ist das Kloster Sankt Josef in Maria Roggendorf. Dort leben vier Pfarrer.

Dechant als Vermittler

© Pfarre Breitenwaida
Unterwegs - Dechant Leuthner mit Bischofsvikar Matthias Roch, Pastoralassistentin Hermi Scharinger und Diakon Herbert Köllner.

 

Dechant Johannes Leuthner sieht seine Aufgabe im Vermitteln. "Ich versuche, von oben nach unten und von unten nach oben zu kommunizieren. Ich versuche herauszufinden und weiterzuleiten, was wichtig ist, was den Pfarren wichtig ist, welche Probleme die Leute haben, aber auch, was der Diözese wichtig ist. Dabei versuche ich, möglichst unbürokratisch und ohne Druck den Menschen klar zu machen, dass nicht alle dieselben Sorgen haben, dass wir kleine Schritte probieren sollen und dass wir das Miteinander schaffen können. Es muss nicht jede Pfarre alles anbieten. Was sie kann, soll sie tun, was nicht, soll sie lassen."
Das Miteinander der Pfarren im Dekanat zu fördern, ist Leuthner ein besonderes Anliegen. "Leider kommt es immer noch vor, dass manche Pfarren quasi als Einzelkämpfer nur für sich arbeiten, aber nicht in die Nachbarpfarre schauen. Deshalb bemühe ich mich, die hauptamtlichen Mitarbeiter zusammen zu bringen."

Parallele Entwicklungen zwischen Land und Kirche

© Pfarre Breitenwaida
Leuthner: "Lebendige Liturgie ist Zeichen einer lebendigen Gemeinde."

Der Dechant sieht parallele Entwicklungen zwischen Land und Kirche: "Früher war jedes Dorf eine eigene Republik. Mentalitätsmäßig versuchen die Dörfer zum Großteil immer noch, unter sich zu bleiben. Das wird verstärkt durch die politische Situation." Anfang der 1970er Jahre wurden viele Gemeinden in Niederösterreich zusammengelegt. Breitenwaida und Sonnberg gehören seither zu Hollabrunn und Bergau zu Göllersdorf. "Obwohl ich Pfarrer für diese drei Gemeinden bin, haben die Bergauer wenig Beziehung zu den beiden anderen Dörfern. Die Bundesstraße liegt zwischen ihnen und sie haben keine gemeinsame Schule. Wenn in Bergau der Gottesdienst ausfällt, fahren die Leute nach Göllersdorf, nicht in meine anderen Gemeinden. Es ist also nicht die große Einheit, wenn ein Pfarrer mehrere Pfarren betreut", so der Dechant.
Die neun Dörfer, deren Pfarrer Johannes Leuthner ist, haben seit ihrer Zusammenlegung keinen Bürgermeister mehr, sondern nur mehr einen Ortsvorsteher. "Sie sind praktisch entmündigt worden, denn alle Entscheidungen über sie werden nicht von ihnen im Ort getroffen, sondern über sie in Hollabrunn. Das nimmt natürlich den Tatendrang. Engagement und Dorfbewusstsein haben dadurch abgenommen", erklärt der Pfarrer.

"Eine Pfarrhaushälterin hätte es schwer mit mir"

© Pfarre Breitenwaida
Besuche zuhause sind für Pfarrer Leuthner ein wichtiger Teil der Seelsorge.

 

Dechant Leuthner hofft, dass in der Kirche nicht ähnliches passieren wird. "Im Moment will niemand Pfarren auflösen, sondern ihre Selbständigkeit erhalten, auch wenn sie keinen Pfarrer vor Ort haben", so der Pfarrer. Die Selbständigkeit einer Pfarre misst der Dechant an zwei Kriterien: Am Sonntagsgottesdienst und am Pfarrgemeinderat. "Längerfristig müssen die Laien mehr Aufgaben übernehmen. Ich habe zum Beispiel weder Geschick noch Interesse an baulichen Angelegenheiten, zum Glück aber sehr begabte Leute in der Pfarre, die sich darum kümmern", berichtet der Dechant. Die verstärkte Verantwortung von Laien könne zu einer Entlastung der Management-Aufgaben eines Pfarrers führen. Auch seelsorgerliche Aufgaben könnten mehr von Laien übernommen werden, aber am Land trauen sich das die Menschen oft nicht zu, bedauert der Dechant.

Eine falsche Entwicklung wäre es seiner Ansicht nach aber, wenn man Priester nur mehr als Sakramentenspender brauchen würde. "Dann würde man de facto nur mehr seine Mitarbeiter betreuen können, und das ist nicht meines. Ich liebe das Landpfarrersein, bei den Leuten zu sein, sie zu kennen und die Freuden und Sorgen mit ihnen teilen zu können", so Leuthner.

Alleine zu leben, stört ihn nicht. "Ich hab es mir nicht unbedingt ausgesucht, es hat sich so ergeben. Im Moment ist es kein Problem, weil ich mich nicht als Einzelkämpfer sehe, sondern im Team arbeite, auch wenn ich die Letztverantwortung trage. Ich teile mir die Arbeit mit einem Diakon und einer Pastoralassistentin. Wir haben lediglich verschiedene Wohnsitze. Hätte ich in einer großen Gemeinschaft leben wollen, wäre ich ins Kloster gegangen. Ich genieße die Flexibilität, und ich genieße es, bei den Menschen sein zu können. Eine Haushälterin, die mit dem Essen auf mich wartet, hätte es schwer mit mir", glaubt der Dechant.

Zur Person: Johannes Leuthner

Johannes Leuthner wurde 1966 geboren und wuchs in Pilichsdorf im Weinviertel auf - "ein berüchtigt frommes Dorf. Aus etwa 1.000 Einwohnern sind in den letzten Jahrzehnten vier Priester und acht Ordensfrauen hervorgegangen", schmunzelt der Dechant. Das Gymnasium besuchte Leuthner in Hollabrunn. Kurz vor der Matura kam ihm der hartnäckige Gedanke, Priester zu werden. Er trat ins Wiener Priesterseminar ein und studierte Theologie. Kurz vor der Priesterweihe nahm er sich ein Jahr Bedenkzeit, während dessen er bei den Minoriten in Neunkirchen mitarbeitete.

1993 wurde Johannes Leuthner zum Priester geweiht. Nach vier Jahren Kaplanszeit in Mödling-Sankt Othmar wurde er Pfarrer in Breitenwaida. Seit Oktober 2004 ist er Dechant. "Normalerweise wird der Pfarrer von Hollabrunn Dechant, aber bei der letzten Dechantenwahl war der jetzige Stadtpfarrer ganz neu und unbekannt, und deshalb wurde ein anderer gewählt", so Leuthner.

Auch am Weg zurück vom Gasthaus zum Pfarrhof grüßen alle Menschen, denen Johannes Leuthner begegnet, freundlich: "Grüß Gott, Herr Pfarrer!" Er grüßt zurück und wechselt mit jedem ein paar Worte. "Genau deshalb bin ich so gerne Landpfarrer", sagt er lächelnd, bevor er im Pfarrhof zum nächsten Termin verschwindet.

 

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aktualisiert am 18-Mar-2022
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