Dechant
Adalbert Kowatschitsch
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Heute, dreißig Jahre später, erinnert gerade noch die "Adalbert-Kowatschitsch-Gasse vormals Andergasse" an den langjährigen (1935-1969) Pfarrer von Mödling. Ist der große und humorvolle, sozial sensible und souveräne Dechant (wie ein ehemaliger Kaplan formulierte) vergessen? Adalbert Kowatschitsch
wird am 9.8.1900 in Bisamberg geboren. Nach der Volksschule absolviert
er das Seminar in Hollabrunn, anschließend das Priesterseminar
in Wien und wird am 22.7.1923 zum Priester geweiht. Zunächst
ist er ein Jahr Kooperator in Niederrußbach, 1924 bis 1928 Kurat
an der Propstei Wr. Neustadt, dann noch einmal Kooperator in Wien-Reindorf.
1932-1935 hat er seine erste Pfarrerstelle in Raggendorf inne. |
Wahrscheinlich sind es dann die Kriegs- und Nachkriegsjahre - in denen er "beschützend, mutig und tröstend" (so die Worte eines früheren Kaplans) aufgetreten ist - die seine Beliebtheit eigentlich begründet haben. Die großgewachsene Gestalt im schwarzen Talar - die auch öfters mit einem Sack Kohlen oder Kartoffeln über der Schulter durch die Gassen Mödlings zu einem verschämten Armen geht - wird ein vertrautes Bild. Und er versteht es, mit einfachen Leuten wie mit den "Honoratioren" zu sprechen, sodass sie alle ihn verstehen. "Der
Pfarrer von St. Othmar war ein großer Beter in der Gemeinde
und ein volkstümlicher Seelsorger. Er war der richtige Pfarrer
in dieser Zeit. Dazu war er menschlich sehr liebenswürdig und
ein echtes Original in seinem Leben" - wieder die Worte eines
Kaplans. Die Leute mögen ihn, wenn er etwa während der Messe
den Zelebranten am Altar allein lässt, durch die Kirche spaziert
und die Menschen persönlich begrüßt. Natürlich
ist er bei all dem nicht ohne Fehler. Er schimpft und grantelt, ist
manchmal schnorrig, in vielem altmodisch, und seine gesundheitlichen
Beschwerden bewirken, dass ihm in seinen letzten Jahren allmählich
alles zuviel wird. |
Jede
Erinnerung an "den Dechant" wäre unvollständig,
wenn man nicht auch die zahlreichen "Geschichten"
über ihn erwähnen würde. Die mit den Tauben, die vertilgt
werden sollten, worauf eine Gruppe älterer Damen bei ihm vorgesprochen
habe: "Herr Dechant, die armen Viecherln! Und außerdem
sind sie doch ein Symbol des Hl. Geistes!" hätten diese
gesagt, worauf Kowatschitsch erwidert habe: "Ja, aber der
Heilige Geist besch...t mir nicht meine Kirche!" Oder die
legendäre Weihnachtsmette in den Nachkriegsjahren, da er die
Kanzel erklommen, seine Gemeinde in der damals noch ungeheizten Kirche
betrachtet und gesagt habe: "Leutln! Kalt ists. Müd seids.
Was soll ich Euch sagen? Leutln - vertragts Euch!" Sprach`s,
stieg von der Kanzel, und die Messe nahm ihren Fortgang. Aber auch
der Geschäftsmann, den er in der Kirche knien sieht, zu ihm hintritt
und sagt: "Du, i brauchert ein Hemd für einen Bedürftigen",
worauf er zur Antwort bekommt: "Geh lass mich in Ruh,
jetzt tu ich beten". |
Danke Wolfgang
Punz für das ausgezeichnete Buch und diesen Text. WOLFGANG
PUNZ |